Suizidalität unter Antidepressivabehandlung

Zusammenfassung

Antidepressiva wirken sich nicht in jedem Fall günstig auf Suizidalität aus, sondern können diese sogar verstärken oder gar hervorrufen. Allerdings gibt es nur wenige kontrollierte Untersuchungen, die dieser Frage nachgegangen sind. Auch bezüglich der antisuizidalen Wirksamkeit unterschiedlicher Antidepressiva (auch von Serotonm-Wiederaufnahmehemmern) ist die Erkenntnislage uneinheitlich. So konnte der Mortalitätsöberhang depressiver Patienten gegenüber dem Bevolkerungsdurchschnitt durch Lithiumprophylaxe beseitigt werden; eine erhöhte Lithiumkonzentration im Trinkwasser korreliert mit einer erniedrigten Suizidrate. Unter bestimmten Bedingungen können Antidepressiva aber auch Ursache einer Induktion oder Verstärkung suizidalen Denkens oder Handelns sein. Gesicherte klinische Daten können dazu allerdings kaum gewonnen werden, denn ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Suizidalitat und Medikation ließe sich nur durch Absetzen und Reexposition nachweisen, was aus ethischen Gründen jedoch abzulehnen ist. In der Therapie depressiver Patienten sollte unter anderem darauf geachtet werden, daß antriebssteigernde Antidepressiva mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden.