Das Verhältnis der manuellen Diagnostik zur Röntgenfunktionsanalyse, diskutiert am Beispiel der posttraumatischen segmentalen Lockerung an der HWS

Zusammenfassung

Bei der wachsenden Zahl zu begutachtender Halswirbelsäulenverletzungen fällt auf, daß Röntgenbefunde haufig nicht mit der Schwere der geklagten Beschwerden in Einklang zu bringen sind. Patienten mit bleibendem Leiden nach HWS-Trauma — aber angeblich fehlenden objektiven HWS-Befunden — werden daher wiederholt als prätraumatisch belastet oder psychisch verändert (Erdmann 1973; Hodge 1971; MacNab 1964; Miller 1961; Miller u. Cartlidge 1972; Scherzer 1975), wenn nicht sogar als simulierend (Mills u. Home 1986) eingestuft, so daß sich ihre Chance, angemessen entschädigt zu werden, verringert. Jedoch sind einige klinische und experimentelle Daten dazu angetan, das Vertrauen in psychogenetische Interpretationen zu erschüttern: z. B. das Sistieren subjektiver Beschwerden und objektiver Daten nach Immobilisation der HWS (Hinoki 1985; Janes u. Hooshmand 1965) sowie die Zunahme gewisser somatischer Befunde während des posttraumatischen Verlaufs (Hohl 1974; Norris u. Watt 1983) oder die neuerlichen Ergebnisse der funktionellen Neuroradiologie (Dvořák et al. 1987,1988) und die manualmedizinischen Befunde (Wolff 1983; Zenner 1987). Es empfiehlt sich deshalb, auch nach somatischen Ursachen solcher persistierenden Beschwerden nach HWS-Trauma zu fahnden und entsprechend die HWS-Diagnostik zu verfeinern.