Zusammenfassung
Im Lichte der dargestellten Problematik erscheint die Frage nach dem Subjekt der Ethik — zunächst als Adressat ethischer Ansprüche — als schwieriges Anfangsproblem. Im Zuge der Entwicklung vom Werkzeug über die Maschinen zu den Systemen scheint das Subjekt zunächst als Handlungssubjekt verloren zu gehen. Denn mit dieser Entwicklung nimmt die Arbeitsteilung in einem solchen Maße zu, daß der einzelne nur noch einen geringen Dispositionsspielraum seiner Tätigkeit überblickt und in seiner Kompetenz zur Gestaltung, in seiner Macht zur Veränderung und in seiner Fähigkeit zum Veto und zum Innehalten auf einen zunehmend verengten Arbeitsbereich beschränkt ist. Da in solchen Systemen durch kumulative synergetische Effekte der Einzelhandlungen Folgen entstehen, die niemand wollte und auf seine Handlung zurückführen kann, entsteht somit das bereits erwähnte Inkontinenz-Problem.1 Es besagt, daß das Handeln der Wissenschaftler und Ingenieure prinzipiell in seinen Folgen nicht überschaubar und insbesondere auch die Bewertung bestimmter Mittel-Zweck-Zuordnungen für den einzelnen Ingenieur nicht möglich sei: Genausowenig, wie jemand, der während eines Erdbebens versuche, einen Nagel in die Wand zu schlagen, kontrollieren könne, ob seine Fehlleistungen in seiner Unfähigkeit des Mitteleinsatzes oder in den Bedingungen seiner Umgebung begründet sind, genausowenig könne der Wissenschaftler oder Ingenieur analoge Feststellungen vornehmen oder begründen. Ihm obliege daher keinerlei Verantwortung gegenüber den sich selbst organisierenden Mechanismen der Wissenschafts- und Technikentwicklung.
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Hubig, C. (1995). Die praktischen Probleme einer Technik- und Wissenschaftsethik. In: Technik- und Wissenschaftsethik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79627-2_5
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