Zusammenfassung
Daß die uns umgebende Natur vor den ins Unermeßliche gewachsenen Eingriffsmöglichkeiten des Menschen geschützt werden muß, steht außer Zweifel. Doch welche Natur wollen und sollen wir schützen? Meinen wir mit “der Natur” den gegenwärtig erreichten Zustand? Oder ist die Erhaltung der Überlebensbedingungen des Menschen diejenige “Natur”, die wir schützen wollen? Oder meinen wir mit “der Natur” eine verlorengegangene “heile Natur” vor allen Eingriffen des Menschen? Von welcher “Natur” sprechen wir, wenn es um die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens geht? Auf diese Fragen können wir von den Naturwissenschaften allenfalls begrenzt Antworten erhalten, denn ihrer methodischen Einstellung entsprechend verstehen sie unter der Natur alles, was der Fall ist. In diesem Sinn gehören aber auch das Ozonloch und das AIDS-Virus zur Natur. Mit Hilfe der Naturwissenschaften können wir bestimmte Gleichgewichte in der Natur beschreiben, Schwellenwerte für bestimmte Wirkungen feststellen und in Form von “Wenn-dann-Sätzen” angeben, welche Risiken mit welchen Prozessen für den Menschen oder das ihn umgebende System einhergehen. Um ein bestimmtes Gleichgewicht in der Natur zu erhalten oder um die Minimalbedingungen des Überlebens zu sichern, reichen diese Erkenntnisse in der Regel aus. Doch Fragen, die sich mit Artenschutz, Landschaftspflege oder einer humanen Lebenswelt beschäftigen, setzen Zielvorstellungen voraus, bei denen ein rein deskriptiver naturwissenschaftlicher Naturbegriff zu kurz greift.
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Honnefelder, L. (1995). Die Verantwortung der Philosophie für Mensch und Umwelt. In: Erdmann, KH., Kastenholz, H.G. (eds) Umwelt-und Naturschutz am Ende des 20. Jahrhunderts. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79606-7_9
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