Zusammenfassung
Sowohl die Bevölkerungsumfrage als auch die Medienanalyse haben gezeigt, daß die Anwendung von Psychopharmaka starker Ablehnung begegnet. Dies gilt jedenfalls, wenn man nach bestimmten Anwendungssituationen fragt. Über die Gründe für diese Ablehnung geben die Daten nur zum Teil Auskunft. Will man die Motivlage der Psychopharmakagegner näher beleuchten, ist man darauf verwiesen, über die Motive und Einstellungen der Beteiligten Mutmaßungen anzustellen und diese interpretativ mit den Untersuchungsergebnissen zu verknüpfen. Dabei zeigt sich zunächst, daß die Berichte über Psychopharmaka in den Medien, die auffallend viele negative Aussagen enthalten, nach der rhetorischen Analyse auch mit einem vergleichsweise hohen Pathos geschrieben sind. In den Herz-Kreislauf-Artikeln gab es kaum negative Aussagen und einen niedrigeren Anteil emotiver Stilmittel. Dies deutet darauf hin, daß das negative Urteil zum Teil, oder vielleicht sogar überwiegend, mit Emotionen zusammenhängt. Wenn die Medien emotional berichten, muß dies zwar nicht zwingend bedeuten, daß Schreiber oder Leser ihr negatives Urteil aus Emotionen schöpfen; es zeigt jedoch, daß das Thema affektbetont behandelt wird und der Leser nach aller rhetorischen Wahrscheinlichkeit weniger kognitiv überzeugt als emotional beeindruckt wird. Betrachtet man die Zielrichtung der negativen Urteile, muß man annehmen, daß es sich bei dem treibenden Gefühl, das u. a. mit dem hohen Pathos in den Medien zum Ausdruck kommt, um Angst handelt.
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Benkert, O., Kepplinger, H.M., Sobota, K. (1995). Interpretation und Folgerungen. In: Psychopharmaka im Widerstreit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79457-5_6
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