Zusammenfassung
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Nervenleiden als Krankheiten erkannt und medizinischer Kompetenz zugeführt. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung und zunehmender Urbanisierung wurden größere psychiatrische Einrichtungen notwendig. Während die Gemeinden sich für die gesundheitliche Versorgung ihrer körperlich kranken Mitbürger weiterhin engagierten, z. B. selbst Krankenhäuser unterhielten, ging die Zuständigkeit für die psychiatrische Versorgung an überörtliche Verbände oder an den Staat selbst über. In Württemberg griff man auf mit der Säkularisierung freiwerdende Klosteranlagen zurück (Zwiefalten, Schussenried, Weissenau), in Baden wurden in Illenau/Achern, Reichenau, Emmendingen und Wiesloch Heil- und Pflegeanstalten nach dem Vorbild von Charenton neu errichtet. Die ländlichen Standorte dieser Krankenhäuser dienten durchaus nicht der Ausgrenzung, vielmehr orientierten sich maßgebende Psychiater jener Zeit in ökologisch anmutender Sichtweise am Kulturpessimismus Rousseaus, nach dem die Zivilisation den Menschen verderbe, die Natur aber seine innere Harmonie fördere.
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Ulmar, G. (1995). Einleitung. In: Ulmar, G. (eds) Psychiatrische Versorgungsperspektiven. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79097-3_1
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