Zusammenfassung
Die britische, antipsychiatrische Bewegung zeichnete sich in ihren Anfängen um 1960 durch die herausragende Bedeutung zweier Autoren aus, die dem Begriff „Antipsychiatrie“ Popularität verliehen. David Cooper und Ronald D. Laing (1927–1989) sind neben Basaglia (Italien) und Szasz (USA) die beiden bekanntesten und meistgelesenen Autoren der antipsychiatrischen Szene gewesen. Während sie verschiedene „antipsychiatrisch“ ausgerichtete Therapiemodelle entwarfen, die an den Vorstellungen der therapeutischen Gemeinschaft* von Jones orientiert waren, wurden in ihren Arbeiten mehrere Grundpositionen erkennbar. Einerseits bezogen sich Cooper und Laing auf die Analysen der sogenannten Palo-Alto-Gruppe und bestimmten als Ursache von Geisteskrankheiten gestörte familiäre Kommunikationsformen. Insbesondere wendeten sie sich der „Double-bind- theory“** zu, die von der Arbeitsgruppe um Bateson populär gemacht worden war. Andererseits knüpften Laing, Cooper und ihre Mitstreiter an die Wahrnehmungsphilosophie Jean Merleau-Pontys (1908–1961) und die Existenzphilosophie Sartres, wenn auch in sehr vereinfachter Form, an. In diesem philosophischen Entwurf kam ein Wirklichkeitsverständnis zum Ausdruck, das den Rahmen einer vornehmlich naturwissenschaftlichen Anschauungsweise psychischer Störungen, die Laing und Cooper in den klassischen psychiatrischen Konzepten zu erkennen glaubten, überwinden helfen sollte.
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Rechlin, T., Vliegen, J. (1995). Die Antipsychiatrischen Konzepte. In: Die Psychiatrie in der Kritik. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 75. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79091-1_2
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