Zusammenfassung
Im Jahre 1924 wurde ein kindlicher Primatenschädel aus den Buxton-Kalksteinbrüchen von Taung, 320 km südwestlich von Johannesburg, geborgen. Ein Jahr später beschrieb Raymond Dart dieses Fossil in dem renommierten Wissenschaftsorgan Nature als ein Bindeglied zwischen lebenden Menschenaffen und Menschen (Dart 1925). In seiner Analyse des Schädels erkannte er neben einigen unzweifelhaft hominiden Kennzeichen (ventrale Position des Foramen occipitale magnum, die er als Hinweis für die zweibeinige Lokomotionsweise erachtete; relativ kleine Eckzähne) auch einige Merkmale mit ursprünglicheren, menschenaffenähnlichen Ausprägungen, wie z. B. ein relativ weit vorspringendes Gesichtsskelett und ein kleines Hirn. Aufgrund der Kleinhirnigkeit schloß er eine Zugehörigkeit des Fossils zum Genus Homo aus. Die erwähnten hominiden Merkmale erlaubten aber auch keine direkte Zuordnung zu den bekannten Menschenaffen, weshalb er ein neues Taxon, Australopithecus africanus Dart, 1925, schuf, welchem eine Stellung zwischen den Pongidae und Hominidae zugeschrieben wurde.
Die Bezeichnung ‘Australopithecinen’ ist aus klassifikatorischer Sicht insofern irreführend, als sie nach Gregory u. Hellman (1939) eine Subfamilie kennzeichnet. Dennoch wird an diesem Begriff in Übereinstimmung mit anderen Autoren zur Beschreibung der pliozänen und früh-pleistozänen Hominiden Süd -und Ostafrikas, die nicht zum Genus Homo gehören, festgehalten (Grine 1987, 1993; Klein 1989a). Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Begriff als Konnotation zu Australopithecus (sensu lato) verstanden wird (Tattersall et al. 1988).
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Henke, W., Rothe, H. (1994). Australopithecinen und Homo habilis. In: Paläoanthropologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78650-1_6
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