Zusammenfassung
Die „Metaphysischen Anfangsgründe der Tugendlehre“ (MATL), als zweiter Teil der „Metaphysik der Sitten“ 1797 erschienen, gelten als wenig gelungenes Spätwerk Kants. Anders als bei den „Metaphysischen Anfangsgründen der Rechtslehre“ (MARL), dem ersten Teil der „Metaphysik der Sitten“, der lange Zeit eine ähnlich reservierte Beurteilung erfuhr, hat sich an der negativen Einschätzung der Bedeutung der Tugendlehre bis heute kaum etwas geändert. Dabei mag eine Rolle spielen, daß eine Lehre von den menschlichen Tugenden und Lastern dem modernen, aufgeklärten Bewußtsein vorweg antiquiert erscheint und daß die Art, wie Kant ein solches Unternehmen ins Werk setzt, eher geeignet ist, den Eindruck der Antiquiertheit zu verstärken. Das Desinteresse an Kants Tugendlehre hängt jedoch sicherlich auch damit zusammen, daß der Textbestand der MATL problematisch ist und besondere, nicht zuletzt philologische Schwierigkeiten aufwirft. Ein Werk, das zur Hälfte aus einer Einleitung besteht, die den Inhalt und die Einteilung des Hauptteils jedoch nur unzureichend verständlich macht, deren Aufbau einem undurchschaubaren Plan folgt und deren Gedankengang sich in mäandrierenden Windungen dahinschleppt, ist dazu angetan, seine Leser, wo nicht abzuschrecken, zumindest in Verlegenheit zu setzen. So stößt man noch im Vorwort der jüngsten, 1990 veranstalteten Edition des Werks auf die resignative Feststellung, daß die „Inkohärenzen des Textes... keinen Anlaß zum korrigierenden Eingriff des Herausgebers“ bieten, „denn wir finden keine Hinweise auf eine vom Autor offensichtlich selbst intendierte, im Druck aus äußeren Gründen dann jedoch nicht realisierte Textgestalt, die wiederherzustellen eine sinnvolle Aufgabe sein könnte.“1
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Literatur
Cf. Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre. Hrsg. von Bernd Ludwig. Hamburg 1990 (im folgenden MATL), XXIII.
Cf. Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Riga 1785, 54 (zit. nach der Seitenpaginierung der von Wilhelm Weischedel herausgegebenen Ausgabe Frankfurt 1974; im folgenden: KpV.).
Cf. Kant: Die Metaphysik der Sitten in zwey Theilen. Königsberg 1797, 13/14 (zit. nach der Seitenpaginierung der von Wilhelm Weischedel herausgegebenen Ausgabe Frankfurt 1956; im folgenden: MS).
Cf. Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre. Königsberg 1797, 48 (zit. nach der Seitenpaginierung der von Wilhelm Weischedel herausgegebenen Ausgabe Frankfurt 1956; im folgenden: MARL). Herv. Kant.
Cf. Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Riga 1785, 95/96 (zit. nach der Seitenpaginierung der von Wilhelm Weischedel herausgegebenen Ausgabe Frankfurt 1974; im folgenden: GMS).
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König, P. (1993). Über einige Aspekte von Kants Tugendlehre. In: Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 37. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78440-8_13
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