Zusammenfassung
Alkohol ist die Kulturdroge des Okzidents — bis heute haben alkoholische Getränke nicht aufgehört, ein beliebtes Genußmittel und gleichzeitig ein sozialmedizinisches Problem zu sein. Die Problematisierung des Alkohols und der Beginn der Moderne hängen eng zusammen. Das Alkoholtrinken wurde seit dem beginnenden 16. Jahrhundert als ein wichtiges Problem betrachtet, das verschiedenste gesellschaftliche Autoritäten und Instanzen dauernd in Atem hielt. Reich bebilderte Flugblätter wurden in Zirkulation gesetzt, und eine Flut von Broschüren und — ein Novum — ganzen Büchern ergoß sich über die Bevölkerung, die sich auch in steigendem Maße in die Lage versetzt sah, solche gedruckten Publikationen zu lesen. Die beiden im deutschen Sprachraum meistverbreiteten Traktate waren Sebastian Francks Von dem grewlichen Laster der Trunckenheit (verfaßt 1531) und Matthäus Friedrichs Wider den Sauffteufel (verfaßt 1552). Wenn nun das 16. Jahrhundert, als „Haupt-Zechperiode des deutschen Volkes“ tituliert wird, fragt es sich, ob wir hier eine (aus welchen Gründen auch immer) forcierte Wahrnehmung und intensivere Thematisierung alter Konsummuster vor uns haben — oder ob es damals tatsächlich zur Einführung neuer Trinksitten gekommen ist.
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© 1994 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Renggli, R., Tanner, J. (1994). Alkohol und das Paradigma der Trunksucht. In: Das Drogenproblem. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78414-9_4
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