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Romantische Liebe und Liebe zum Kind. Zur Differenz der Codierung von Partnerschaft und Elternschaft

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Abschied von der Normalfamilie?

Zusammenfassung

In diesem Beitrag versuche ich, den in der Familiensoziologie beschriebenen Wandel der Formen familialer Kommunikation zurückzuführen auf funktionale Differenzierung zwischen intimcodierten Partnerschaftssystemen und pädagogisch codierten Eltern-Kind-Systemen. In der aktuellen familiensoziologischen Diskussion in der BRD besteht wohl Konsens, daß die Beschreibung des Verhaltens im Bereich von Elternschaft, Partnerschaft und Haushaltsbildung, die mit Hilfe amtlicher Statistik und soziologischer Verlaufsstudien angefertigt werden kann, sich stark unterscheidet von dem seit dem 18. Jh. in Europa aufgekommenen (und weltweit verbreiteten) Ideal der bürgerlichen Familie. Allerdings werden die Unterschiede kontrovers bewertet, von manchen Autoren als Untergang der Familie, von anderen als Fortsetzung in gewandelten Formen gedeutet. In der alltagssprachlichen Entwicklung gibt es viele Anzeichen dafür, daß diejenigen Recht behalten, die den alten Begriff der Familie — der die Koppelung von Elternschaft, Liebespartnerschaft und Haushaltsführung in einem Sozialsystem unterstellt — aufgeben und dafür plädieren, als Familie nur noch die Wohngemeinschaft von Eltern und Kindern zu bezeichnen. Diese Auffassung wird gestützt durch empirische Beobachtungen der neueren Familiensoziologie, wonach die Form der Ehe heute nicht mehr als Selbstverwirklichungsbedingung i.S. des Liebesideals, dafür aber umso nachdrücklicher als Sozialisationsbedingung für den Nachwuchs gewählt wird. Dabei handelt es sich m.E. nicht um eine “zweite Wahl”, sondern auch um die Entfaltung eines Selbstverwirklichungsprojekts, das an die klassischmodernen Motive bürgerlicher Familienbildung anknüpft, sie unter veränderten Bedingungen respezifiziert und in pädagogischer Hinsicht sogar steigert.

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Gilgenmann, K. (1994). Romantische Liebe und Liebe zum Kind. Zur Differenz der Codierung von Partnerschaft und Elternschaft. In: Herlth, A., Brunner, E.J., Tyrell, H., Kriz, J. (eds) Abschied von der Normalfamilie?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78381-4_5

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