Zusammenfassung
Wir haben immer wieder von dem Streit gehört: Soll man nun die Psychoanalyse aufgrund ihrer Methode und damit der an sie gestellten Forderung nach der angemessenen Wissenschaftlichkeit zu den Natur- oder den Geisteswissenschaften zählen? Im vorangehenden Kapitel sind wir von der sich darauf beziehenden Kontroverse ausgegangen. Doch hat darauf die Diskussion plötzlich eine Wendung genommen. Die Psychoanalyse sei eine Wissenschaft vom Konflikt, v.a. vom inneren Konflikt; ihr Kausalverständnis richte sich zentral auf die Vielschichtigkeit inneren Konflikts, des bewußtseinsnahen sowie mehr und mehr auf die ursprünglich völlig vom Bewußtsein ferngehaltenen und abgewehrten Anteile solchen Konflikts. Das bedeute aber auch ein neues Verständnis für die Eigenart der Psychoanalyse als Wissenschaft.
„Der Zerrissenheit, die er heilte, war ältere Einheit vorausgegangen, und dieser ältere Zerrissenheit…“
„Die Urmenschenseele ist das Älteste, genauer ein Ältestes, denn sie war immer, vor der Zeit und den Formen, wie Gott immer war und auch die Materie.“
„... und ihm war, als wandelte er auf durchsichtigem Grunde, der aus unendlich vielen, ins Unergründliche hinabführenden Kristallschichten bestand, durchhellt von Lampen, die zwischen ihnen brannten.“
„Er wußte aber kaum, was er rief und weinte, und zwar, weil seine eigentlichen Gedanken nicht bei diesen mechanischen und oberflächlichen Bitten und Klagen waren, sondern unterhalb ihrer; und unter den eigentlichen gingen wieder noch eigentlichere dahin als ihre Schatten und Bässe im Tiefenstrom, so daß das Ganze einer bewegten Musik glich, senkrecht zusammengesetzt, von deren Führungen oben, mitten und unten sein Geist gleichzeitig in Anspruch genommen war.“ (Thomas Mann, Joseph und seine Brüder, S. 22, 42, 188, 573)
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Wurmser, L. (1993). „Durch die blauen zusammenschlagenden Felsen“ — Ein „Wesensbild“ der Psychoanalyse. In: Die zerbrochene Wirklichkeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77934-3_8
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