Zusammenfassung
In den gegenwärtigen hochindustriellen Gesellschaften sind räumliche Formen, Strukturen und Beziehungen primär ein Produkt gesellschaftlicher Prozesse. Naturräumliche Grundstrukturen sind zwar nach wie vor sichtbar, aber selbst große Flüsse werden Wasserbau technisch verändert, Reliefenergie wird den jeweiligen Nutzungsinteressen angepaßt, gegliederte Gebiete werden in monostrukturelle umgeformt. Dieser gesellschaftliche Raum entsteht kontinierlich durch menschliche Arbeit, die die physische Umwelt und die ökologischen Verhältnisse lokal, regional und global modifiziert. Mittelalterliche Rodungen der zentraleuropäischen Laubmischwälder haben beispielsweise die Pflanzen- und Tierbesiedlung stark verändert. Interessant ist, daß sich die Artenzahlen dadurch verdoppelt oder sogar verdreifacht haben (Bick 1985,S.23). Die räumlichen Auswirkungen neuzeitlicher gesellschaftlicher Arbeitsvorgänge sind allerdings als problematisch zu werten: Die Zunahme der Artenzahlen erfolgt nur noch in den ‘Roten Listen’; Verschmutzungen und Vergiftungen weisen auf gravierende Fehlentwicklungen hin. Die Ansprüche hochindustrieller Gesellschaften an ihre Lebensräume übersteigen vielfach deren ökologische Kapazität; dieses wird in den kaum noch überschaubaren Umweltproblemen sichtbar. Somit ist von einer reflexiven Beziehung auszugehen: Die Produktion von Raum weist auf die Beherrschbarkeit von Natur hin, während die Wirkungen dieser Überlegenheit die Reproduktion der Kulturräume und damit die sie bewohnenden Menschen physisch bedrohen.
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Oßenbrügge, J. (1993). Historische Entwicklung der Naturzerstörung am Beispiel landschaftsbiographischer Momente Hamburgs und des Unterelberaumes. In: Umweltrisiko und Raumentwicklung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77720-2_3
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