Religion und Nation als realhistorische Dialektik: Die civitas christiana am Beispiel der Böhmischen Länder in Mittelalter und Neuzeit

Zusammenfassung

Geschichte — dies zeigt der faszinierende Wandel in Ostmitteleuropa und in der Sowjetunion — trägt von Anbeginn ein Moment des Paradoxen, des Unerwarteten in ihrem Schoße, vor dem selbst die “rückwärts gerichtete Prophetie“ des Historikers versagen kann. Dies gilt auch für das Christentum, soweit es Bestandteil des Historischen ist; schon seine Anfänge und sein mühsamer Weg durch die polytheistische, polyglotte Welt des Imperium Romanum zeigt dies und ebenso seine Kraft, sowohl die germanischen wie die slawischen VÖlker an ein gewandeltes Rom heranzuführen und deren Sprachen ein spiritualisiertes, schriftliches Gewand und damit Dauer zu verleihen. Es war nicht zuletzt der missionarische Impetus unter den Völkern des künftigen Europas, der die radikalste Form christlichen Lebens, das Mönchtum, aus seiner ursprünglich ebenso radikalen Segregation von der Welt als dem Ort von Luxus und “luxuria“ herausführte.