Zusammenfassung
Ursache für die Spätletalität nach einem Polytrauma ist meist das fortschreitende Versagen eines oder mehrerer Organsysteme (MOF, Multiple Organ Failure).
Ein enger Zusammenhang zu septischen Zustandsbildern wird vermutet und eine Immunglobulintherapie sollte dann wirksam sein.
Bis heute existiert allerdings noch keine Studie, die sicher einen Wirkungsnachweis der Immunglobulintherapie bei Polytraumatisierten geführt hat.
Es herrschen nicht nur Meinungsverschiedenheiten über Zeitpunkt (prophylaktisch, früh- oder spättherapeutisch), Dosis und Therapiedauer; auch über das sinnvollste Immunglobulinpräparat (5S-IgG, 7S-IgG, IgM-angereichertes IgG) wird noch gestritten.
Der mit der Behandlung von Polytraumatisierten betraute Praktiker steht damit, auch angesichts der immens hohen Therapiekosten, vor großen Problemen.
Anhand zweier Kasuistiken wird unser Konzept der spättherapeutischen Gabe eines IgM-angereicherten Immunglobulins erläutert: Therapiebeginn: — klinische Sepsissymptomatik, — offensichtliches Versagen einer zweiten Antibiotikakombination und/oder beginnendes MOF Dosis: 5 ml/kgKG als Tagesdosis, verabreicht in 12 h Dauer: drei Tage Abbruch der Therapie, wenn nach 12 h noch nicht wirksam Durch die im Rahmen der Polytrauma-Erstversorgung durchgeführte aggressive FFP-Substitution erfolgt aber auch schon eine nicht zu vernachlässigende „prophylaktische“ Immunglobulingabe.
Unser Vorgehen ist praktikabel, vom Kostenaufwand her vertretbar und scheint unsere Ergebnisse zu verbessern. Sicher muß es jedoch in den nächsten Jahren den aktuellen Studienergebnissen angepaßt werden.
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Lehrbach, G. (1992). Immunglobulintherapie bei polytraumatisierten Patienten. In: Hellstern, P., Maurer, C. (eds) Neue Entwicklungen in der Transfusionsmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77443-0_11
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