Zusammenfassung
Die Evaluation von Interventionsstrategien oder Maßnahmen, deren Effekte sich erst lebensgeschichtlich bei den Betroffenen einstellen, führt zu besonderen methodischen Problemen, auf die ich hier streiflichtartig eingehen möchte. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, daß die klassischen Anforderungen an die Methodik einer Evaluation im Sinne einer präzisen Kontrolle von Effekten und Randbedingungen bei gesundheits- und sozialpolitischen Maßnahmen, deren Wirkung sich oft erst langfristig in einer komplexen und interdependenten Umgebung einstellen, nicht eingehalten werden können. Dies als bloße Schwäche sozialwissenschaftlicher Evaluationsforschung zu begreifen, und es höchstens als hinnehmbare, weil unvermeidliche Ungenauigkeit zu tolerieren, verkennt die wesentlichen Wirkungsbedingungen, die im Gegenstand, genauer im Subjekt der Forschung liegen. Der Anschein mangelnder ‘Härte’ der Ergebnisse liegt nicht an der unzureichenden Methodik und auch nicht am Widerstand der Untersuchungsgruppen, sondern in ihrer spezifischen Problemlage begründet, die die anspruchsvollen Standards ‘echter’ Evaluationsforschung in prinzipieller Weise nicht adäquat abbilden können, d.h., das Beharren auf einer Orientierung am experimentellen Design entsprechend dem naturwissenschaftlichen Vorbild würde den Untersuchungsgegenstand verfehlen. Insofern wird der Anschein der Unzulänglichkeit solcher sozialwissenschaftlicher Evaluation erst durch unzulängliche Anspruchskriterien an die Evaluation erzeugt Mit der Verteidigung gegen falsche Ansprüche verbindet sich dann sofort die Frage, was an deren Stelle zu setzen ist.
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Literaturhinweise
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Raschke, P. (1992). Zum Widerspruch maßnahmenorientierter und lebensbiographischer Evaluationsforschung. In: Häussler, B., Schliehe, F., Brennecke, R., Weber-Falkensammer, H. (eds) Sozialmedizinische Ansätze der Evaluation im Gesundheitswesen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77161-3_29
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