Zusammenfassung
Die Bestimmung der Notwendigkeit psychologischer Verfahren in einem Rückenschulprogramm geht von der Analyse seiner Ziele aus: Diese Ziele beruhen auf der Tatsache, daß wirbelsäulenschädigende Verhaltensformen in erheblichem Umfang für degenerative Veränderungen der Wirbelsäule verantwortlich sind (Krämer 1987; Nachemson 1965) und bestehen in der dauerhaften Veränderung von Bewegungsabläufen und Körperhaltungen. Die Veränderung von Verhaltensweisen, die organische Erkrankungen verursachen, gehört zum Aufgabenbereich der Verhaltensmedizin, einem interdisziplinären Arbeitsfeld, in dem Vertreter der Medizin, der Psychologie und anderer Disziplinen bei der Prävention, Behandlung und Rehabilitation organischer Erkrankungen zusammenarbeiten. Rückenschulen sind in diesem Sinn ein typisches Beispiel für verhaltensmedizinisches Vorgehen. Für die dauerhafte Veränderung von Verhaltensformen und Körperhaltungen in einem über mehrere Wochen angelegten Trainingsprogramm sind psychologische Verfahren aus folgenden Gründen notwendig:
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In der Rückenschule findet Unterricht statt. An einen oft heterogenen Teilnehmerkreis müssen Fakten und Zusammenhänge aus den Bereichen der Anatomie, Physiologie und Pathologie der Wirbelsäule vermittelt werden. Die Teilnehmer müssen in die Lage versetzt werden, biomechanische Kenntnisse auf die verschiedensten Situationen zu generalisieren. Zur Optimierung der Wissensvermittlung benötigt das Rückenschulprogramm Verfahren aus dem Bereich der Pädagogischen Psychologie.
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In der Rückenschule müssen Verhaltensweisen verändert werden, die bei den meisten Teilnehmern bereits über viele Jahre stabilisiert und dementsprechend änderungsresistent sind. Um eine mittel- bzw. langfristige Wirkungslosigkeit von Rückenschulprogrammen zu vermeiden, muß auf für diese Indikation bewährte Verfahren der Klinischen Psychologie zurückgegriffen werden.
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Viele Teilnehmer von Rückenschulprogrammen leiden seit Monaten oder Jahren unter Rückenschmerzen. Chronische Schmerzen führen in den meisten Fällen zu Veränderungen des Erlebens und Verhaltens, die eine psychologische Intervention als sinnvoll oder notwendig erscheinen lassen. Hier sollten Maßnahmen zur Schmerzbewältigung aus der Klinischen Psychologie zum Einsatz kommen.
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Derzeit werden unterschiedliche Modelle zur Durchführung von Rückenschulen praktiziert und favorisiert. Zur systematischen Prüfung der Wirksamkeit von Organisations- und Durchführungsformen der Rückenschulprogramme bedarf es differenzierter Kenntnisse der Messung von Lernerfolgen und Verhaltensänderungen sowie der Versuchsplanung. Angemessene Verfahren der Evaluation sind im Bereich der psychologischen Methodenlehre entwickelt worden.
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Nentwig, C.G. (1992). Psychologische Bausteine im Rückenschulprogramm. In: Höfling, S., Kaisser, PJ. (eds) Orthopädische Rückenschule Interdisziplinär. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77127-9_9
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