Zusammenfassung
Die hohe Ehre, seit fünf Jahren dem Lehrkörper, seit zwei Jahren der Professorenschaft dieser Universität angehören zu dürfen, ist mir bewußt. Und mit großer Befangenheit stehe ich hinter einem Katheder, an dem — auf meinem eigenen Fachgebiet — Meister wie Wilhelm Wattenbach, Eduard Winkelmann und Karl Hampe, zuletzt Ahasver v. Brandt und Peter Classen gestanden sind, um über Fragen der mittelalterlichen Urkundenlehre und Geschichtsschreibung ihre Erkenntnisse zu vermitteln1. Daß ich es tun darf, verdanke ich nicht zuletzt der Institution, die ich vertrete, dem Karlsruher Generallandesarchiv. Sein Gewicht als eines der reichsten Urkundenarchive Deutschlands mit den alten Urkundenbeständen der Abteien Reichenau und Salem gibt mir Rückhalt und Substanz. Einer meiner Vorgänger im Amt, Paul Zinsmaier, einer der besten Kenner der staufischen Königsurkunden, hat wiederum hier in Heidelberg akademischen Unterricht abgehalten und hat auch als Archivar von seiner universitären Arbeit profitiert2.
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Literatur
M. Schaab, Nachruf auf P. Zinsmaier, 1905–1986, in: ZGO 135 (1987) S. 439–444.
H. Schwarzmaier, Baden-Baden im frühen Mittelalter. Die älteste schriftliche Überlieferung aus den Klöstern Weissenburg und Selz (Baden-Baden 1988) S. 5.
M. Schaab, Die Entstehung des pfälzischen Territoriums am unteren Neckar und die Anfänge der Stadt Heidelberg, in: ZGO 117 (1969) S. 233–276.
A. Esch, Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, in: HZ 240 (1985) S. 529–570, zu Lucca insbes. S. 532 ff.
P. Classen, Fortleben und Wandel spätrömischen Urkundenwesens im frühen Mittelalter, in: Recht und Schrift im Mittelalter, hrsg. von P. Classen (Sigmaringen 1977) S. 13–54.
H. Schwarzmaier, Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Tübingen 1972) S. 9 ff.;
Ders., La Società Lucchese nell’alto Medioevo e gli archivi Ecclesiastici di Lucca, in: Lucca archivistica Storica Economica. Relazioni e comunicazioni al XV Congresso Nazionale Archivistico, Lucca, ottobre 1969 (Roma 1973) S. 175–191;
M. Giusti, Lucca archivistica, ebd. S. 112 ff. Zur Fortsetzung der Editionen: L. Angelini, Archivio Arcivescovile di Lucca. Carte dell’XI secolo dal 1031 al 1043 (Lucca 1987).
W. Kurze, Lo storico e i fondi diplomatici medievali. Problemi di metodo — Analisi storiche, in: Ders., Monasteri e nobiltà nel Senese e nella Toscana Medievale (Siena 1989) S. 1–22.
R. Enders, Das Kirchengut im Bistum Lucca vom 8.-10. Jahrhundert, in: Vjh. für Sozial-und Wirtschaftsgesch. 14 (1918) S. 245.
P.Guidi, Archivio Arcivescovile di Lucca, in: Archivio Storico Italiano 85 (1927) S. 104 ff.
H. Schwarzmaier, Riforma monastica e movimenti religiosi a Lucca alla fine del secolo XI, in: Lucca, il Volto Santo e la Civiltà Medioevale (Lucca 1984) S. 71 ff.
W. Vogler, Kostbarkeiten aus dem Stiftsarchiv St. Gallen in Abbildungen und Texten (St. Gallen 1987), wo auch (S. 10 f.) der Überschneidungsbereich von Archiv und Bibliothek angesprochen wird.
T. Schmidt, Alexander II. (1061–1073) und die römische Reformgruppe seiner Zeit (Stuttgart 1977).
Schwarzmaier, Lucca (wie Anm. 15) S. 47; vgl. den Artikel „Lucca“ von M. Luzzati im Lexikon des Mittelalters Bd. 5 (1991) Sp. 2153 ff.; die dort angegebene Bevölkerungszahl Luccas im Mittelalter (20000 Einwohner) ist für das frühe und hohe Mittelalter wohl um ein mehrfaches zu hoch.
Lucca e la Tuscia nell’Alto Medioevo. Atti del 5° Congresso internazionale di studi sull’alto Medioevo, Lucca, 3.-7. ottobre 1971 (Spoleto 1973); das Problem durchzieht die gesamten Vorträge zum Rahmenthema „società e istituzioni“.
Hierzu nunmehr den von K. Schmid hrsg. Sammelband: Vita Walfredi und Kloster Monteverdi. Toskanisches Mönchtum zwischen langobardischer und fränkischer Herrschaft (Tübingen 1991), darin die Bibliographie S. 231 ff.
Vgl. Anm. 14 und 21; P. Staerkle, Die Dorsualnotizen der älteren St. Galler Urkunden (St. Gallen 1970); A. Bruckner, Die Anfänge des St. Galler Stiftsarchivs, in: FS Binz (Basel 1935) S. 119–131.
Vgl. die Arbeiten von G. Tellenbach zur Adelsforschung, neu zusammengestellt in: Ders., Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze Bd. 3 (Stuttgart 1988), insbes. S. 941 ff. die zusammenfassende Freiburger Rektoratsrede von 1957: Zur Bedeutung der Personenforschung für die Erkenntnis des früheren Mittelalters.
K. Jordan, Die Urkunde Heinrichs IV. für Herzog Ordulf von Sachsen vom Jahr 1062, in: Archiv für Diplomatik 9/10 (1963/64) S. 53.
Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter. Studien zur consors-regni-Formel (Göttingen/Frankfurt/Berlin 1954); Zusammenstellung bei Schwarzmaier (wie Anm. 33) S. 99 ff.
Im Nachgang zu den Belegen ebd. S. 103 ist vor allem auf die neueren Forschungen über Theophanu 1991 hinzuweisen: Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des 10. Jahrhunderts, hrsg.
von A. v. Euw und P. Schreiner (Köln 1991), insbes. den Aufsatz von W. Georgi, Ottonianum und Heiratsurkunde 962/972, Bd. II S. 135 ff.
Ferner E. Schubert, Magdeburg statt Memleben?, in: Bau-und Bildkunst im Spiegel internationaler Forschung. Festschrift für E. Lehmann (Berlin 1989) S. 35–40, wo vermutet wird, Memleben sei als Grablege für Otto II. und Theophanu geplant gewesen; ebenso in dem o.zit. Werk Kaiserin Theophanu, Bd. II S. 377 ff.
Begraben ist Theophanu in St. Pantaleon in Köln, Otto II. in Rom. Zu Mathilde vgl. jetzt G. Althoff, Quedlinburg und Gandersheim, in: Frühmittelalt. Studien 25 (1991) S. 123–144.
H. Becker, Das königliche Frauenkloster San Salvatore/Santa Giulia in Brescia im Spiegel seiner Memorialüberlieferung, in: Frühmittelalt. Studien 17 (1983) S. 311 ff.;
H. Büttner, Kaiserin Richgard und die Abtei Andlau, in: H. Büttner, Geschichte des Elsaß und ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh-und Hochmittelalter, hrsg. von T. Endemann (Sigmaringen 1991) S. 301.
H. Bansa, Studien zur Kanzlei Ludwigs des Baiern (Kallmünz 1968);
I. Hlavacek, Das Urkunden-und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (Stuttgart 1970);
P. Moraw, Beamtentum und Rat König Ruprechts, in: ZGO 116 (1968) S. 59–125.
S. Weinfurter, Herrschaftslegitimation und Königsautorität im Wandel: Die Salier und ihr Dom in Speyer, in dem Anm. 33 gen. Sammelband S. 85.
Allg. H. Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert, in: Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert I (Sigmaringen 1970) S. 9–64, insbes. S. 36 ff. (zum Register als Charakteristikum einer modernen Verwaltungsarbeit in den königlichen Kanzleien).
K. Schmid, Baden-Baden und die Anfange der Markgrafen von Baden, in: ZGO 140 (1992) S. 11 ff. (nach Anm 62).
H. Patze, Adel und Stifterchronik. Frühformen territorialer Geschichtsschreibung im hochmittelalterlichen Reich, in: B11. für deutsche Landesgesch. 100 (1964) S. 8–81.
Die von K. Schmid, Kloster Hirsau und seine Stifter (Freiburg 1959) im Zusammenhang mit den Hirsauer Stiftern aufgezeigte Stifterproblematik (im Zusammenhang mit Hirsau zuletzt K. Schmid, Sankt Aurelius im Hirsau. 830?-1049/75
Bemerkungen zur Traditionskritik und zur Gründerproblematik, in: Hirsau. St. Peter und Paul 1091–1991 Teil II, Stuttgart 1991, S. 11 ff.) aufgeworfene Frage nach den Stiftern und ihrer Memoria im Kloster wurde gerade im Zusammenhang mit der Memorialüberlieferung geprüft; vgl. etwa O. G. Oexle, Memoria und Memorialüberlieferung, in: Frühmittelalt. Studien 10 (1975) S. 70–95.
Vgl. den Sammelband: Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter (= Münstersche Mittelalter-Schriften 48, 1984).
K. Hits, Die Grafen v. Nellenburg im 11. Jahrhundert (Freiburg 1967) S. 60 ff.; zu Hirsau vgl. die vorige Anm.
H. Jakobs, Die Hirsauer. Ihre Ausbreitung und Rechtsstellung im Zeitalter des Investiturstreites (Köln-Graz 1961); Ders., Das Hirsauer Formular, in: Hirsau. St. Peter und Paul (wie Anm. 48) S. 85–100.
Zu St. Georgen vgl. H.-J. Wollasch, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (Freiburg 1964); als Beispiel für den Wechsel des Familienklosters vgl. etwa die Pfalzgrafen von Tübingen: J. Sydow, Die Zisterzienserabtei Bebenhausen (Göttingen 1984).
Zusammenfassend und mit weiteren Belegen der Sammelbeitrag von K. Schmid, G. Althoff, O. G. Oexle und H. Schwarzmaier, Staufer-Welfen-Zähringer. Ihr Selbstverständnis und seine Ausdrucksformen, in: ZGO 134 (1986) S. 21–88.
Die neueren Zähringerforschungen sind zusammengefaßt im 2bändigen Katalog der Freiburger Zähringer-Ausstellung von 1986; vgl. K. Schmid, Zähringergeschichte und Zähringertradition als Themen der Zähringerforschung, in: Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hrsg. von K. Schmid (Sigmaringen 1986) S. 211–228.
H. Patze (wie Anm. 48); vgl. den Katalog der Anm. 7 gen. Ausstellung mit den Texten zu den Chroniken aus Petershausen und Zwiefalten.
Zum Chronicon Ottenburanum (ed. L. Wieland, MGH SS 23 S. 609 ff.) H. Schwarzmaier, Gründungs-und Frühgeschichte der Abtei Ottobeuren, in: Ottobeuren 764–1964.
Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Abtei (Augsburg 1964) S. 16 ff., zur Reform S. 8 f.; anders R. Bauerreiß, Ottobeuren und die klösterlichen Reformen, in dems. Band S. 86 ff. Zur Ottobeurer Chronik im Zusammenhang mit den Herren v. Ursin-Ronsberg vgl. H. Schwarzmaier, Königtum. Adel und Klöster im Gebiet zwischen oberer Iller und Lech (Augsburg 1961) S. 67 ff.
Der hier berührte Problemkreis „Traditionsbuch und Stifterchronik“, auf den ich im Zusammenhang mit Ottobeuren zurückkommen werde, wurde in jüngerer Zeit mehrfach erörtert: P. Johanek, Zur rechtlichen Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkunde, in: Recht und Schrift im Mittelalter, hrsg. von P. Classen (Sigmaringen 1977) S. 131–162;
H. Wandernitz, Traditionsbücher bayerischer Klöster und Stifte, in: Archiv für Diplomatik 24 (1978), erschienen 1981, S. 359–380;
M. Borgolte, Stiftergedenken im Kloster Diessen. Ein Beitrag zur Kritik bayerischer Traditionsbücher, in: Frühmittelalterl. Studien 24 (1990) S. 235–289;
S. Molitor, Das Traditionsbuch. Zur Forschungsgeschichte einer Quellengattung und zu einem Beispiel aus Südwestdeutschland, in: Archiv für Diplomatik 36 (1990) S. 61–92.
Zur Irseer Chronistik, insbes. der Irseer Reimchronik des Johann Kurtz (ed. E. L. Baumann, Alemannia 11, 1883 S. 220 ff.) vgl. Schwarzmaier, Königtum (wie Anm. 55) S. 149 ff.
O. G. Oexle, Welfische und staufische Hausüberlieferung in der Handschrift Fulda D 11 aus Weingartern, in: Von der Klosterbibliothek zur Landesbibliothek. Beitr. zum 200 jährigen Bestehen der Hess. Landesbibliothek Fulda, hrsg. von A. Brall (Stuttgart 1978) S. 203–231;
K. Schmid, Welfisches Selbstverständnis, in: Adel und Kirche, Festschrift für G. Tellenbach (Freiburg 1968) S. 389–416, jetzt in: K. Schmid, Gebetsgedächtnis und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgew. Beitr. (Sigmaringen 1983) S. 424–453.
J. Fleckenstein, Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland, in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hrsg. von G. Tellenbach (Freiburg 1957) S. 82 ff.; zu Steingaden auch Oexle in dem Anm. 52 gen. Beitrag S. 35. Vgl. schon E. König, Die süddeutschen Welfen als Klostergründer (Stuttgart 1934) S. 21 f.
Als Auftakt eines Forschungsschwerpunktes „Residenzen im Mittelalter“ vgl. den von H. Patze und W. Paravicini hrsg. Band: Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa (Sigmaringen 1991), insbes. S. 464 ff., mit weiterer Literatur.
K. Hauck, Haus-und sippengebundene Literatur mittelalterlicher Adelsgeschlechter, von Adelssatiren des 11. und 12. Jahrhunderts her erläutert, in: MIÖG 62 (1954) S. 121–145, Neufassung in: Geschichtsdenken und Geschichtsbild im Mittelalter, hrsg. von W. Lammers (Darmstadt 1961) S. 165–199.
Vgl. den Ausstellungskatalog: Die Fürstenkanzlei des Mittelalters. Anfänge weltlicher und geistlicher Zentralverwaltung in Bayern (München 1983).
H. Schwarzmaier, Die Urkunden und ihre Überlieferung im Hochmittelalter, in dem Anm. 7 gen. Katalog.
A. Schulte, Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380–1530, 3 Bde. (Stuttgart-Berlin 1923), zur Auffindung der Akten S. 2 f. Auf ein zeitgleiches Beispiel aus Lucca weist A. Esch hin: Das Archiv eines lucchesischen Kaufmanns an der Kurie 1376–1387, in: Zeitschrift für Histor. Forschung 2 (1975) S. 129–171.
A. Menne-Haritz, Büroautomation und Schriftgutverwaltung. Stand der Entwicklung und Konsequenzen für die Archive, in: Der Archivar 43 (1990) Sp. 89–101 im Rahmen einer Arbeitssitzung beim 60. Deutschen Archivtag in Lübeck über Büroautomation und Archive.
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Schwarzmaier, H. (1992). Schriftlichkeit und Überlieferung. Zu den Urkundlichen Quellen des Mittelalters aus der Sicht des Archivars. In: Wiehl, R. (eds) Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 36. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-77094-4_3
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