Die Kopfbelastung des Feten während der Beckenpassage bei normaler Geburt

Zusammenfassung

Die Geburt des Menschen, die in 96% der Fälle aus der Schädellage erfolgt (Martius 1977), ist ein komplizierter Vorgang, der sich aus der besonderen Form des menschlichen Geburtskanals und den relativ großen Kopfmaßen des Kindes erklärt. Der aufrechte Gang des Menschen beeinflußte im Laufe der Evolution die Ausformung des Beckenskeletts und führte zur Verstärkung des Muskel- und Bindegewebes des Beckenbodens (Stewart 1984 a). Es resultierte ein nach vorne gebogener Geburtskanal, dessen Ausgang von festem Weichteilgewebe umgeben wird. Parallel hierzu vergrößerte sich das Gehirnvolumen des Feten. Die Folge ist ein komplexer Geburtsmechanismus, der eine Beugung und Rotation des kindlichen Kopfes bei der Passage durch den Beckenkanal erforderlich macht. Leicht kann es hierbei zu Regelwidrigkeiten kommen, die entweder aus einem Mißverhältnis zwischen dem Raumangebot des mütterlichen Beckens und der kindlichen Größe oder aus einer unzureichenden Anpassung des kindlichen Kopfes an die räumlichen Bedingungen des Geburtskanals entstehen. So war es seit jeher eine wichtige Aufgabe der Geburtshilfe, die sich hieraus ergebenden Gefahren für Mutter und Kind abzuwenden.