Vatersein von der Kindheit bis ins Alter: Ein Abriß neuerer psychoanalytischer Konzepte

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz betrachtet kurz die wichtigsten und vielversprechendsten psychoanalytischen Beiträge zu unserem Verständnis der Vaterschaft und des Vaterseins während der letzten 20 Jahre. Weiterhin wird aufgezeigt, wie sich diese Konzepte von den eher klassischen unterscheiden. In der Tat waren die zurückliegenden Jahrzehnte von zwei wichtigen Einsichten über Väter gekennzeichnet, die nicht ausschließlich aus der psychoanalytischen Forschung stammen. Die erste betrifft die Anerkennung der einzigartigen Rolle des Vaters in der gesunden familialen Entwicklung zu allen Zeitpunkten des Lebensverlaufs, sowohl vor als auch nach der klassischen ödipalen Periode. Zweitens ist man sich über die verblüffende und beharrliche historische Tendenz klar geworden, die darin besteht, den Vater sowohl aus der Verantwortung zu entlassen als auch von den therapeutischen Interventionen bei ungesunden Familiensyndromen auszuschließen (Ferhold u. Gurwitt 1982, Caplan u. Hall-McCorquodale 1985). Ein wesentliches Ergebnis dieser letzteren Haltung drückte sich bei fast allen Therapieformen und in fast allen Theorien darin aus, daß den Müttern die Schuld für Probleme in der Entwicklung der Kinder zugeschrieben wurde.