Anwendung des Paläomagnetismus auf geologische, petrologische und archäologische Fragestellungen

Zusammenfassung

Wie in 3.1 bereits diskutiert, stellen die scheinbaren Polwanderungskurven (APWP) der Kontinente ein wichtiges Hilfsmittel zur Rekonstruktion der Paläokontinentverteilungen dar. Starre Krustenblöcke (Platten) ohne interne größere Deformationen (z. B. Afrika der letzten 500 Ma) haben eine einheitliche APWP, aus der man zumindest zwei Freiheitsgrade der Bewegung auf der Kugeloberfläche ableiten kann: die Drift in Nord-Süd-Richtung und die Rotationen. Die Driftbewegung kann auch in Form einer einzigen Drehung um einen Punkt auf der Erdoberfläche (Eulerpol) dargestellt werden. Die mathematische Beschreibung von Plattenbewegungen kann dem Buch von LePichon et al. (1976) entnommen werden. Bewegungen ohne Rotation und ohne Nord-Süd-Verschiebung (also längs eines Breitenkreises) können prinzipiell aus paläomagnetischen Daten nicht abgeleitet werden. Der Eulerpol fällt in diesem Fall mit dem geographischen Nordpol zusammen. Die Drift der Platten in der jüngeren geologischen Geschichte (0–150 Ma) kann aus der Analyse der ozeanischen Anomalien des Erdmagnetfeldes (Vine u. Matthews 1963) sowie aus den seismisch bestimmten Bewegungsvorgängen an Bruchflächen des Ozeanbodens abgeleitet werden. Abbildung 4.1.1 zeigt die großen Platten in Mercatorprojektion und ihre momentane Driftrichtung (Pfeile). Die Driftgeschwindigkeiten erreichen bei manchen Platten kurzzeitig Werte bis 15 cm/a.