In-vitro-Nachweis der Radikal-Fänger-Effekte von Ginkgo-biloba-Extrakt durch das System der photometrischen Viskoelastometrie humaner Erythrocythen

Zusammenfassung

Als eine der Folgeerscheinungen chronischer Mikrozirkulationsstörungen können oxydative Schädigungen (durch freie Radikale und Peroxydation von Lipiden und Proteinen) von Parenchymzellen, Gefäßwandzellen und Blutzellen auftreten. Für die Integrität der Mikrozirkulation ist dabei die oxydative Vernetzung der Membranproteine von Erythrozyten von besonderer Bedeutung, weil sie zu permanenter Non-Reperfusion aufgrund von Rigidifizierung stationärer Erythrozyten führen kann. Die bereits früher beschriebenen Radikal-Fänger-Effekte von Ginkgobiloba-Extrakt (EGb 761, Rökan) wurden daher mit der Methode der photometrischen Monolayer-Viskoelastometrie für Erythrozyten untersucht. Unter experimenteller Schädigung mit H₂O₂ in Dosen zwischen 0,6 und 4 mmol/1 wurde dieVeränderung in der elastischen Compliance und der Membranviskosität vor und nach Zugabe von EGb 761 in Dosen zwischen 3,3 und 330 µg/ml untersucht. Dabei konnte bei Dosen von 0,6 bis 1,8 mmol H₂O₂/1 keine signifikante Hemmung der oxydativ auslösbaren Zellrigidifizierung bemerkt werden, wohl aber die Zunahme der Rigidifizierung bei höheren H₂O₂-Dosen verhindert werden. Dieser Effekt wird im Sinne einer indirekten antioxydativenWirkung gedeutet, die auf die Fähigkeit bestimmter Komponenten des Extraktes zurückgeführt wird, freie Radikale abzufangen. Das verwendete Test-System erweist sich als gut geeignet, mit geringem technischen Aufwand und hoher Präzision direkte von indirekten Effekten von antioxydativen Pharmaka zu unterscheiden. Die klinische Bedeutung dieser Befunde bleibt offen: Es wird in Anlehnung an Braquet die Möglichkeit diskutiert, daß Ginkgo-biloba-Extrakt positiv rückgekoppelte Störvorgänge für die destabilisierte Mikrozirkulation unterbinden und so einen Reststrom erhalten kann, der den Einsatz körpereigener und pharmakaspezifischer Reparatur-Mechanismen zuläßt.