Zusammenfassung
Das strafrechtlich bedeutsame abweichende Verhalten im Zusammenhang mit dem Mißbrauch von Rauschgiften wurde in einer viel gelesenen systematischen Darstellung des Strafrechts noch 19S4 einem besonderen Abschnitt mit der Überschrift „Müßiggang und sonstige Triebdelikte“zugeordnet. Als einer von 3 dargestellten Typen wird der Rauschgiftsichtige als Person beschrieben, die „sich mit allen erdenklichen, nicht nur kriminellen Mitteln“in den Besitz von Rauschgiften zu setzen sucht, „bald um sich diesen für sie schädlichen Genuß auf Grund eines unwiderstehlichen Triebs zu verschaffen, bald um ein vorhandenes schweres Unlustgefühl (Schmerzen, Trauer, Sorgen) auf leichte Weise zu bannen“. Die Darstellung der eigentlichen Rauschgiftkriminalität umfaßt in diesem mehrere hundert Seiten starken Standardwerk knapp 4 Zeilen. Im selben Jahr 1954 vermerkt die polizeiliche Kriminalstatistik 1776 Rauschgiftdelikte. Sie macht deutlich, weshalb trotz der Erkenntnis über die große Drucksituation, in der sich Drogenabhängige befinden, kein Anlaß gesehen wurde, dieser Form abweichenden Verhaltens mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die rasante Entwicklung der 60er und 70er Jahre, in denen Drogen geradezu flutartig nach Deutschland geschwemmt wurden und in denen die früher überschaubare Gruppe von Drogenkonsumenten zu einem unübersehbaren Meer wurde, bewirkte auch ein steiles Anwachsen der Drogendelinquenz. Während die Aufmerksamkeit zunächst nur auf die eigentlichen Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG, früher noch Opiumgesetz) gerichtet war, mußten die Beobachter der sich rasch etablierenden „Szene“ erkennen, daß dem Rauschgifthesitz — wie schon 1954 beschrieben — „alle erdenklichen, nicht nur kriminellen Mittel“der Beschaffung vorausgingen.
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Winkler, KR. (1991). Drogendelinquenz und Beschaffungskriminalität. In: Frank, C., Harrer, G. (eds) Drogendelinquenz Jugendstrafrechtsreform. Forensia-Jahrbuch, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76327-4_8
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