Zusammenfassung
Die Depressionsforschung unserer Tage kennt viele neue Diagnosen. Der Sache nach ist sie nicht über den Stand hinausgelangt, den im Jahre 1910 die Abhandlung von Reiss über “Konstitutionelle Verstimmung und manisch-depressives Irresein” erreicht hatte. Zwischen den subdepressiven und submanischen Temperamentsvarianten und Stimmungsverschiebungen, die Kraepelin als “Konstitutionelle Verstimmung” und “Konstitutionelle Erregung” geführt hatte, und den schweren zirkulären Psychosen sah Reiss einen weitgedehnten Übergangsbereich, dem nicht nur die leichten phasischen Auslenkungen einer Zyklothymie im Sinne Kahlbaums zugehören, sondern in den auch Zwang, Hypochondrie, Hysterie und die Angstzustände hineinreichen. Mit der Berücksichtigung von Besonderheiten des Temperamentes und des Charakters im individuellen Krankheitsbild wie mit den Übergängen zu psychotischen Verfassungen hat Reiss einen wichtigen Beitrag zu den Auffassungen der Tübinger Schule geleistet, die über die Paranoia-Lehre Gaupps und Kretschmers Sensitiven Beziehungswahn vor allem die Schizophrenieforschung erreichen sollten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Berner P (1982) Psychiatrische Systematik. 3. Aufl Huber, Bern Stuttgart Wien
Huber G, Gross G, Klosterkötter J (1989) Konzepte und Kriterien affektiver Psychosen. Nervenarzt 60:90–94
Janzarik W (1959) Dynamische Grundkonstellationen in endogenen Psychosen. Springer, Berlin Göttingen Heidelberg
Janzarik W (1974) Probleme der strukturell-dynamischen Kohärenz in der Zyklothymieforschung. Nervenarzt 45:628–638
Janzarik W (1988) Strukturdynamische Grundlagen der Psychiatrie. Enke, Stuttgart
Kraus A (1985) Phänomenologie pseudohysterischer Verhaltens- und Erlebnisweisen. Fortschr Neurol Psychiat 53:469–475
Reiss E (1910) Konstitutionelle Verstimmung und manisch-depressives Irresein. Z Ges Neurol Psychiatr 2:347–628
Sauer H (1989) Schizoaffective Psychosen — Klinik, Pharmakotherapie, prämorbide Persönlichkeit. Heidelberger Habilitationsschrift
Teilenbach H (1961) Melancholie. 4. Aufl. 1983. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo
Tölle R, Peikert A, Rieke A (1987) Persönlichkeitsstörungen bei Melancholiekranken. Nervenarzt 58:227–236
Weitbrecht H J (1952) Zur Typologie depressiver Psychosen. Fortschr Neurol Psychiat 20:247–269
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1991 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Janzarik, W. (1991). Die depressiven Syndrome zwischen autonomer dynamischer Restriktion und alltäglicher Depressivität. In: Mundt, C., Fiedler, P., Lang, H., Kraus, A. (eds) Depressionskonzepte heute: Psychopathologie oder Pathopsychologie?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76318-2_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-76318-2_3
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-76319-9
Online ISBN: 978-3-642-76318-2
eBook Packages: Springer Book Archive