Zusammenfassung
Das Brandstiftersyndrom — Syndrom deshalb, weil es sich motivisch um ein höchst heterogenes Geschehen handelt — nimmt, was Beachtung und wissenschaftliche Reflexion anbetrifft, in vielfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Dies liegt nicht allein an der mit Brandstiftungen immer verbundenen Gefahr für menschliches Leben und den oft erheblichen wirtschaftlichen Schäden, die dadurch verursacht werden, sondern gründet sich vorrangig auch in tief in der menschlichen Seele verankerten irrationalen Momenten. Feuer erregt Menschen immer und in ganz besonderem Maße. Lodernde Flammen erfüllen mit Schauer, mit Erregung, Angst und zugleich jener merkwürdigen Ergriffenheit, die psychologisch Hinweis daraufist, daß hier archaisch-urtümliche Mechanismen im Spiele sind. Zu vielen Anlässen werden künstlich Feuer oder Feuerwerke entzündet. Eine ganze Pyroindustrie lebt von der Vorliebe für immer grandiosere Feuerspiele. Es gibt rituelle Brandlegungen. Wir kennen Oster-, Pfingst- und Sonnenwendfeuer. Immer wurde Feuer auch mit menschlichen Leidenschaften, insbesondere mit Liebe und Sexualität, in Verbindung gebracht. Alle Sprachen der Erde bilden diese wohl urtümliche Beziehung ab. So ist die Rede von jemand, der „in Liebe entbrennt“. Man spricht von „flammender Leidenschaft“, von jemandem, der „eine Flamme“ hat oder ein „feuriger Liebhaber“ ist. In Sprichwörtern klingt die Verbindung zur Brandstiftung an.
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Schumacher, W. (1991). Das Brandstiftersyndrom in psychodynamischer Sicht. In: Schütz, H., Kaatsch, HJ., Thomsen, H. (eds) Medizinrecht — Psychopathologie — Rechtsmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76290-1_28
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