Neuere systemtheoretische Konzepte zur Therapie chronisch defektuöser Psychosen

Zusammenfassung

Typische Charakteristika der Symptomatik chronisch-defektuöser Psychosen sind kognitive Einbußen und die Hemmung der Spontaneität. So berichtete ein derartiger Patient als Hauptsymptom: „Die Gedanken drücken nicht mehr richtig durch.“ Diese Symptomatik der Denkhemmung, der Reduktion von psychischer Produktivität und Spontaneität, der Funktionsstörung der von Goethe im Eingangszitat in seiner hellsichtigen Vision der gegenwärtigen „cognitive science“ persiflierten „Gedankenfabrik“, soll im folgenden anhand neuerer systemtheoretischer Modelle und hinsichtlich möglicher therapeutischer Konsequenzen betrachtet werden. Eine Besonderheit der derzeitigen Theorienlage systemtheoretischer Konzepte über schizophrene Psychosen besteht hierbei darin, daß diese sich in der Regel weitgehend auf die theoretische Durchdringung produktiver Psychosen beziehen, während die defektuösen Psychosen weitgehend unbeachtet geblieben sind. Im folgenden soll deshalb eine kurze Übersicht über derartige Konzepte gegeben werden, verbunden mit dem Versuch, die Symptomatik der Defektbildung einzubeziehen.

„Zwar ist’s mit der Gedankenfabrik Wie mit einem Weber-Meisterstück … Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt. Der Philosoph, der tritt herein Und beweist Euch, es müßt so sein“ J.W. v. Goethe, Faust I