Zusammenfassung
Wie trügerisch faszinierend operative Therapiekonzepte sein können, zeigt ein Beispiel aus der Herzchirurgie. 1939 inaugurierte Fiesci ein Operationskonzept zur Behandlung der Angina pectoris. Er ligierte die Arteria mammaria, um die Durchblutung der Koronarien zu verbessern. Der Erfolg war frappant. Schon unmittelbar postoperativ waren 80% der Patienten beschwerdefrei. 20 Jahre lang feierte das Operationskonzept von Fiesci einen Siegeszug. Begeisterte Operateure meldeten über 80% Erfolge. Dann aber gelang es Copp mit einer einzigen, kleinen Doppelblindstudie die ganze Welt von der Sinnlosigkeit dieser Operation zu überzeugen. Bei 17 Patienten führte er 8mal einen alleinigen Hautschnitt und 9mal den Hautschnitt mit Ligatur der Arterie durch. Er prüfte den Nitroglyzerinverbrauch, die kardiale Belastungsgrenze und das Wohlbefinden. Es fanden sich keine statistischen Unterschiede zwischen beiden Kollektiven. Diese Ergebnisse überzeugten selbst die enthusiastischsten Anhänger davon, daß nicht die Ligatur der Arterie, sondern andere Einflüsse die subjektive Verbesserung verursachten. Schlagartig verüeß die ganze Welt diese Operation.
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Eberhard, J. (1991). Chirurgie als Plazebo — trügerische Faszination operativer Therapiekonzepte des Beckenbodens. In: Hickl, EJ., Berg, D. (eds) Gynäkologie und Geburtshilfe 1990. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76124-9_30
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