Zusammenfassung
Atemmechanische Störungen werden in restriktive (verminderte Dehnbarkeit/kleines Lungenvolumen) und obstruktive (behinderter Gasfluß in den Atemwegen) unterteilt. Der Gasaustausch kann durch eine gestörte Verteilung von Ventilation und/oder Perfusion (Extreme: Shuntfluß und Totraumventilation) und durch eine Behinderung der Diffusion beeinträchtigt sein. Eine Ódembildung entsteht bei Erhöhung des pulmonalen Kapillardruckes (z.B. kardiogenes Lungenödem) oder bei erhöhter Permeabilität der endothelialen und/oder epithelialen Schranke (inflammatorische, toxische oder ischämische Ursachen). Widerstandserhöhung im kleinen Kreislauf (pulmonale Hypertonie) führt zu einer Afterloadbelastung des rechten Herzens, eine Rechtsherzinsuffizienz kann sich entwickeln. Führende Symptome bei Lungenerkrankungen sind Dyspnoe, Zyano-se, Husten und Auswurf sowie ggf. Brustschmerzen.
Als interstitielle Lungenerkrankungen werden chronische, nicht maligne und nicht infektiöse Erkrankungen von Alveolarwänden bzw. Interstitium zusammengefaßt, die durch inflammatorische Prozesse und nachfolgende strukturelle Veränderungen (meist Fibrosierung) charakterisiert sind. Mehr als 180 verschiedene Formen, mit bekannter und unbekannter Ätiologie, sind beschrieben; die wichtigsten sind die exogen-allergische Alveolitis und die Sarkoidose. Chronische interstitielle und grobmorphologische Umbauprozesse der Lunge (und der Pleura) nach Mineralstaubinhalation werden als anorganische Pneumokoniosen abgegrenzt (Silikose, Asbesto-se).
Zu den obstruktiven Erkrankungen der Atemwege zählt das Asthma bronchiale, das durch episodische (reversible) Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist (Bronchokonstriktion, Schleimhautödem, Dyskrinie). Auslöser können Allergene sein, aber z.B. auch Atemwegsinfekte und verschiedene Umgebungsfaktoren. Der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kann eine chronische Bronchitis mit rezidivierender bzw. persistierender Entzündung und Instabilität der Atemwege zugrunde liegen. Alternativ dominiert eine Rarefi-kation der Alveolarsepten mit Erweiterung der distalen Lufträume (Emphysem) und Verlust der „radialen Aufspannung“ der kleinen Bronchien. Der korrelierende klinische Befund reicht vom chronisch zyanotischen Bron-chitiker („blue bloater“) bis zum dyspnoischen „pink puffer“ mit permanenter Atemanstrengung. Wesentliche Risikofaktoren sind Rauchen und Umgebungseinflüsse. Sonderformen der chronischen Atemwegsobstruktion umfassen Bronchiektasen, Mukoviszidose und Tracheal-stenosen.
Infektiöse Agenzien können Ursache einer akuten Inflammation der Atemwege (Bronchitis) und/oder einer entzündlichen Infiltration des Lungenparenchyms (Pneumonie) sein. Postpneumonisch, aber auch z.B. nach Aspiration oder Lungenembolie, kann eine eitrige, nekrotische Einschmelzung (Abszeß) entstehen.
Einschwemmung von thrombotischem Material aus peripheren Venen in das pulmonale Gefäßbett führt zu einer akuten Thromboembolie. Konsequenzen sind akute Afterloadbelastung des rechten Herzens, Blutdruckabfall und intrapulmonale Veränderungen (Gasaustauschstörung; später Infiltration, Atelektasenbil-dung, Pleuritis, Infarkt). Rezidivierende Embolien können zur Entwicklung eines Cor pulmonale führen. Eine chronische pulmonale Hypertonie kann sich auch bei interstitiellen und Atemwegserkrankungen sowie bei Hypoventilationssyndromen entwickeln. Letztere umfassen insbesondere die Schlafapnoe in ihrer obstruktiven Form (nächtlicher Pharynx-„Kollaps“) und ihrer zentralen Form (periodischer Ausfall des Atemantriebs).
Unter den Neoplasmen der Lunge dominieren die Bronchialkarzinome (vorwiegend Plattenepithel-, klein-zelliges-, Adeno-, großzelliges Karzinom), die den häufigsten Krebs bei Männern darstellen (Risikofaktor Rauchen) und sehr bösartig sind. Die Symptomatik wird durch die primäre Ausbreitung in der Lunge (zentral oder peripher), die Infiltration von Nachbarstrukturen, paraneoplastische Syndrome und Fernmetastasierung bestimmt. Bénigne und semimaligne Tumoren der Lunge sind selten, pulmonale Metastasen treten dagegen bei zahlreichen Primärtumoren auf.
Erkrankungen der Pleura umfassen Pleuritis und Pleuraerguß (hydrostatische, entzündliche und neoplastische Ursachen), das seltene Pleuramesotheliom und den Pneumothorax.
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Literatur
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Seeger, W. (1991). Pneumologie. In: Zöllner, N., Gresser, U., Hehlmann, R. (eds) Innere Medizin. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-76007-5_4
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