Charakterneurose und Borderlinepersönlichkeitsstörung

Zusammenfassung

Das Konzept der Charakterneurose stammt wie der Borderlinebegriff aus der psychoanalytischen Tradition und wurde/wird v.a. von psychodynamisch orientierten Autoren verwendet. Reich und Alexander benutzten in den 20er Jahren erstmals die damäls (und teilweise noch heute) austauschbaren Begriffe „Charakterneurose“ und „neurotischer Charakter“. Im Verständnis von Psychoanalytikern sind diese Begriffe geeignet, die stärker deskriptiven Begriffe Persönlichkeitsstörung, Psychopathie oder abnorme Persönlichkeit zu ersetzen. Man muß sich aber klar machen, daß es sich in der Praxis so verhält, daß diese Begriffe, je nach der theoretischen Grundorientierung des Autors, weitgehend synonym benutzt werden. Auch die Begriffe Persönlichkeit und Charakter sind austauschbar. Der Charakterbegriff ist der ältere, gewissermaßen unmodernere, zeigt aber in der Folge seiner Bevorzugung durch Psychoanalytiker eine stärker dynamische Konnotation. Der Persönlichkeitsbegriff ist demgegenüber eher deskriptiver, scheinbar wertfreier.