Zusammenfassung
Nach der Konzeption der analytischen Psychologie gehören die Komplexe zu den normalen Lebenserscheinungen, und Jung hat sogar deutlich gesagt, daß sie die Struktur der imbewußten Psyche ausmachen (Jung 1967 b). Da auch das Bewußtsein eine komplexe Struktur hat und auch das Ich als ein komplexes Gebilde anzusehen ist, allerdings mit besonderen Aufgaben und Eigenschaften ausgestattet, die es von den anderen Komplexen unterscheidet, können wir die menschliche Psyche als ein System betrachten, das sich in vieler Beziehung ähnlich verhält wie etwa ökologische Systeme in der Natur. Hierbei bilden die Komplexe die einzelnen Ökotope, die in mehr oder minder deutlicher starker Verbindung miteinander stehen. Ich-Komplex und Selbst sind im Normalfall und bei guter Funktionsfahigkeit des Systems für dessen Zusammenhalt und seine Steuerung verantwortlich. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß keine menschliche Psyche für sich allein existiert. Sie ist immer auf etwas anderes bezogen, in der Regel auf die Menschen, die uns umgeben und uns nahestehen, oder auf die uns umgebende Natur. Selbst der einsam in der Wüste meditierende Eremit bezieht seine Seele auf Gott oder, genauer gesagt, auf eine Gottesvorstellung, die, da sie wiederum in seiner eigenen Seele ihren Ausdruck findet, notwendigerweise einen gewissen anthropomorphen Charakter hat, aus dem wir als die Spezies Mensch eben nicht entweichen können.
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Dieckmann, H. (1991). Der komplexe Aufbau der Psyche. In: Komplexe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75696-2_2
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