Zusammenfassung
Nur wenige Disziplinen in der Biomedizin oder den Naturwissenschaften mußten derartige Schmähungen und Bewunderung über sich ergehen lassen wie die Psychoanalyse. Mit dieser Art Theorie (oder Theorien) und Theoretikern, wie sie deren Befürworter darstellen, setzen sich Wissenschaftsphilosophen nur zu gern auseinander. Die Befürworter und Kritiker der Psychoanalyse stimmen noch nicht einmal darin überein, was die Psychoanalyse eigentlich ist — eine klinische Therapie, eine Theorie der seelischen Funktionen oder beides. Tatsächlich sind sich die getreuesten Verfechter der Psychoanalyse so unsicher über die theoretische Fundiertheit und die wissenschaftliche Stellung der Disziplin, daß sie bezüglich der Solidität des gesamten Unternehmens ganz genau auf die Kommentare der Wissenschaftsphilosophen achten. Die Bereitschaft, der Philosophie Beachtung zu schenken, läßt die Psychoanalyse fast einzigartig dastehen unter allen Disziplinen, die für sich den Mantel der Wissenschaft beanspruchen wollen, wobei Zyniker reklamieren könnten, daß eine Disziplin, die den Wissenschaftsphilosophen so starke Beachtung schenkt, sowieso in den letzten Zügen liegt.
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Caplan, A. (1991). Braucht die Psychoanalyse noch Feinde, wenn sie einen Freund wie Professor Grünbaum hat?. In: Grünbaum, A. (eds) Kritische Betrachtungen zur Psychoanalyse. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75695-5_2
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