Zusammenfassung
Am Beispiel der “Antifamilie-Familien”, die moderne Probleme in besonders zugespitzter Weise artikulieren und erleben, möchte ich einigen modernen sozialpsychologischen Problemen nachgehen. Tyrell (1988) hatte den familialen Wandel als “Deinstitutionalisierung” beschrieben; dies ist allerdings ausdrücklich nur als “Beschreibung” gemeint. Die “Deinstitutionalisierung” der familialen Lebensform hat eine Geschichte, die eng mit der 68er Bewegung verknüpft ist, aber heute kaum noch gekannt wird. Sie zieht sich über die “Kommunen”1 und Wohngemeinschaften bis hin zum Phänomen der Diffusion von einstmals pönalisierten Lebens- und Liebespraktiken in den familiären Alltag “normaler” Familien. Was vor etwa 20 Jahren als revolutionär, als provokant unnatürlich galt, was Vermieter dazu brachte, ihre Wohnungen nicht zu vermieten, ist heute eine selbstverständliche Lebensform — neben anderen; nicht mehr nur Studenten, auch Rentner, Alleinerziehende, Paare mit Kindern leben in Wohngemeinschaften zusammen. Das Extraordinäre und Spektakuläre von einst hat sich weitgehend normalisiert. Die Untersuchung solcher Lebensformen, sofern sie therapeutische Hilfe aufsuchen, könnte in besonders deutlicher Prägnanz die subjektive Verarbeitung der beschriebenen modernen Konfliktlagen hervortreten lassen, und von daher wären gewisse Rückschlüsse auf die Lebensformen, Konfliktzumutungen und subjektiven Belastungen deinstitutionalisierter “normaler” Familien möglich.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Über deren Geschichte informieren Schülein (1983, 1989) u. Buunk (1983).
Das Parsons u. Bales (1955) beschrieben hatten (s. oben).
Myricks (1983) beschreibt einige andere Dimensionen dieses Konflikts, besonders mit dem Rechtssystem, das dem sozialen Wandel in den Beziehungen immer etwas hinterher hinkt (vgl. auch Limbach 1988).
Diese Konzepte werden hier in Anlehnung an Lorenzer (1970, 1974, 1984) gebraucht.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1990 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Buchholz, M.B. (1990). Neue Konfliktzumutungen: Die Antifamilie-Familien. In: Die unbewußte Familie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75586-6_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-75586-6_15
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-52406-9
Online ISBN: 978-3-642-75586-6
eBook Packages: Springer Book Archive