Der Schmerz im Denken und Erleben von Kindern. Eine entwicklungspsychologische Untersuchung

Zusammenfassung

Die Studie geht der Frage nach, wie Schmerzentstehung und -Verarbeitung sowie das Weggehen von Schmerz bei Kindern verschiedener kognitiver Entwicklungsniveaus begrifflich repräsentiert ist. Je 12 Kinder im Alter von 5, 9 und 13 Jahren (n = 36) wurden in halbstrukturierten Interviews befragt. Ziel der Untersuchung war die Erstellung einer erklärenden Entwicklungssequenz für den Schmerzbegriff nach Piagets Phasen der kognitiven Entwicklung. Es zeigte sich, daß das kausale Denken über Körpervorgänge beim Entstehen und Weggehen von Schmerz von einer „phänomenalen“ über eine „physikalische“ zu einer „physiologischen“ Erklärungsebene voranschreitet und mit zunehmendem Alter signifikant häufiger psychische Einflußfaktoren auf den Schmerz gesehen werden. Deutlich wurde, daß spezifische kognitive Verarbeitungsweisen das Schmerzkonzept von Kindern auf den verschiedenen Entwicklungsstufen dominieren. Die Ergebnisse dieser Studie könnten in der medizinischen Praxis dazu dienen, in Schmerzsituationen mit Empathie und altersgemäßen Erklärungen dem unterschiedlichen Entwicklungsstand von Kindern gerecht zu werden.

Summary

The study was designed to determine how children of different cognitive levels think about the cause, disappearance, and handling of pain. Three groups of twelve children, aged 5, 9, and 13, (n = 36) took part in half-standardized interviews. The purpose was to find a comprehensive, developmental sequence for the pain concept, based on Piaget’s stages of cognitive development. It was found that the cognitive level develops from „phenomenal“ to „physical“ and „physiological“ explanations. With increasing age, significantly more psychological answers occurred. It became obvious that the child’s concept of pain is dominated by specific cognitive patterns of explanations at different developmental stages. An assimilation of these characteristics could be a useful adjunct to facilitate listening with empathy, thus enabling clinicians to provide more meaningful explanations and facilitative behavioral changes in pain situations.