Abstract
Die Reflexion auf den Grenzbereich zwischen Kunst und Psychiatrie kommt in die Jahre. Sie ist jetzt über ein Jahrhundert alt und ebenso mit der Geschichte der modernen (grenzüberschreitenden) Kunst und Kunstwissenschaft wie mit der Entwicklung der Psychiatrie verknüpft. Eine knappeste, formelhafte Erklärung für die Konvergenz von Kunstwissenschaft und Psychiatrie findet sich in den phänomenologisch-anthropologischen Überlegungen von Hemmo Müller-Suur. Insoweit „Kunst funktional darin besteht, das ‚normale’ Wirklichkeitsverständnis durch Verfremdung fragwürdig zu machen, erfüllen die künstlerischen Produktionen der Geisteskranken diese Funktion in unübertrefflicher Weise”.1 Die Verfremdungsästhetik bei geisteskranken Künstlern und in der manieristischen (antiklassischen, „antinaturalistischen”) Gegenwartskunst ist ein Kunsthistoriker, Psychiater, Psychopathologen und Tiefenpsychologen vereinigender Gesichtspunkt, an den freilich unterschiedliche Erkenntnisinteressen gegenüber dem Ästhetischen geknüpft sind.
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Anmerkungen
Hemmo Müller-Suur: Das Sinn-Problem in der Psychose, Gedanken zur Interpretation des sprachlichen Ausdrucks psychotischen Erlebens, Göttingen-Toronto-Zürich 1980, S.22.
Hartmut Kraft: Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie, Köln 1986, S. 8. — Viel zum Verständnis eines Brükkenbaus zwischen künstlerischen und psychiatrischen Fragestellungen trägt die soeben erschienene Schrift von Michael Günter bei: Gestaltungstherapie. Zur Geschichte der Mal-Ateliers in Psychiatrischen Kliniken, Bern-Stuttgart-Toronto 1989.
Müller-Suur: Kunst und Normalität. Zur Frage der Bewertung von künstlerischen Produktionen Geisteskranker. In: Jan M. Broekman und Jan Knopf (Hg.): Konkrete Reflexion, Festschrift für Hermann Wein zum 60. Geburtstag, Den Haag 1975, S. 161f.
Ders.: Das Schizophrene in künstlerischen Produktionen von Schizophrenen. In: Alexandre Métraux und C. F. Graumann (Hg.): Versuche über Erfahrung, Bern-Stuttgart-Wien 1975, S. 93.
Karl Jaspers: Strindberg und van Gogh, Versuch einer pathographischen Analyse unter vergleichender Heranziehung von Swedenborg und Hölderlin, Berlin 19262, S. 142.
Dies mit Bezug auf die Untersuchungen von R. A. Pfeifer, H. Prinzhorn, W. Morgenthaler. Vgl. Jaspers: Allgemeine Psychopathologie, Berlin 19485, S. 244f.
Jaspers: Strindberg und van Gogh, a. a. O., S. 142.
A. a. O., S. 146.
A. a. O, S. 147.
A. a. O., S. 141,148.
André Malraux: Psychologie des Museums, Das imaginäre Museum, Hamburg 1957, S. 89f.
In: Bildnerei der Geisteskranken aus der Prinzhorn-Sammlung. Kat. d. Galerie Rothe, Heidelberg 1967, S. 10.
A. a. O., S. 11.
Ebd.
A. a. O, S. 12.
Ebd. — Auf dieser Linie argumentiert seit längerem auch G. R. Hocke: „Die alte Frage, was ‚normal’ sei und was ‚krank’, muß neu gestellt werden.” Vgl. Hocke: Verzweiflung und Zuversicht, Zur Kunst und Literatur am Ende unseres Jahrhunderts, München 1974, S. 75.
Documenta 5 (1972), Kat., S. 11,1–4.
Die auch bei Martin Bleuler zu findende dialogische Formel vom „Gesunden im Schizophrenen” bleibt aber leer, wenn Kultur und Kunst auf jene integralen, synthetisierenden Vergesellschaftungsformen zusammenschrumpfen, die uns für kritische Distanzierungen, Autonomie und die Autorität der Vernunft blind machen, um die Kommunikation mit dem Wahnsinn als neue Kunst- und Lebensform zu preisen. Ausgeführt in Gorsen: Das Gesunde im Schizophrenen. Geisteskrankheit in der Rezeption von Kunst und Kultur. In: Kunstform international, Bd. 101, Juni 1989, S. 135–142.
Vgl. Journal der Orte, Antonin Artaud-Vincent van Gogh, Katalog des Museums Moderner Kunst Wien im Verein mit „daedalus”, Wien 1987, herausgegeben von Gerhard Fischer.
A.a.O.,S.11, 100.
A. a. O., S. 147.
Vgl. Paule Thévenin: Ein Rebell der Kunst, in: Journal der Orte, a. a. O., S. 99.
Vgl. Antonin Artaud, Van Gogh, der Selbstmörder durch die Gesellschaft, München 1977.
Journal der Orte, a. a. O., S. 145.
Vgl. auch Paule Thévenin, Jacques Derrida: Antonin Artaud. Zeichnungen und Porträts, München 1986.
Antonin Artaud: Das Theater und sein Double, Frankfurt a. M. 1969, S. 104.
Vgl. Peter Gorsen: Sexualästhetik. Grenzformen der Sinnlichkeit im 20. Jahrhundert, Reinbek 1987, S. 451f.
Hanne Bergius, in: Joh. Baader, Oberdada. Schrifttum, Manifeste, Flugblätter, Billets, Werke und Taten, hg. und mit einem Nachwort versehen von Hanne Bergius, Norbert Miller und Karl Riha, Lahn-Gießen 1977, S. 184f.
Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit, Luzern 1946, S. 104.
Paris von Gütersloh: Schönberg als Maler. In: Arnold Schönberg. Mit Beiträgen von Alban Berg, Paris von Gütersloh, W. Kandinsky u. a., München 1912, S. 69.
Wilhelm Worringer: Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur Stilpsychologie, München 19197, S. 19.
A.a.O., S. 175ff.
A. a. O., S. 176.
———G. R. Hocke: Die Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst, Hamburg 1957, S. 9ff., 225f. Leo Navratil: Schizophrenie und Kunst. Ein Beitrag zur Psychologie des Gestaltens, München 1965, S. 17ff., 21.
„Für unsere Untersuchungen sind Navratils Feststellungen wichtig, laut denen es im schizophrenen Defekt-Zustand zu einem dauernden Versagen einzelner Funktionen des Ich komme. Das führe zur Manieriertheit. Wir ergänzen wieder analog für die Kunst: Zu einer Dekadenz der manieristischen Ideal-Kunst haben ‚Manieriertheiten’ psychopathischer Art ebenso beigetragen, sobald sie total ‚formlos’ werden, wie ‚ideale’ Glück- und Harmonievorstellungen allmählich nur noch kitschiger Art zur Dekadenz der ,Klassik’”. (Verzweiflung und Zuversicht, a. a. O., S. 74.)
G. R. Hocke: Verzweiflung und Zuversicht, a. a. O., S. 77.
Die von Friedrich Deich zustimmend zitierte Kritik hat Medizinaldirektor Dr. Riepenhausen in seinem Vortrag „Psychiatrie und Kunst” während einer Fortbildungstagung im Jahre 1963 geäußert. Sie ist typisch für psychiatrische Abgrenzungsversuche der Krankheit vor den Umarmungsversuchen der zeitgenössischen Kunst und Kulturkritik. Vgl. „Kunst der Schizophrenen. Eine Diskussion zwischen Ärzten und Kunsthistorikern.” In: Der Weiße Turm 1958–1967, Dokumentation einer Zeitschrift für den Arzt, hg. v. der Dr. Karl Thomae GmbH, Biberach an der Riss 1968.
Uwe Henrik Peters: Hölderlin, Wider die These vom edlen Simulanten, Reinbek 1982, S. 30f.
Zum großen Teil auf diesen Aspekt ausgerichtet präsentiert sich die Sammlung von Prof. Dr. med. Axel Murken und Christa Murken-Altrogge. Hier wird auch zum Art-Brut-Komplex gesammelt. Vgl. Kat. d. Städt. Kunstmuseums Bonn 1988 über die „Sammlung Murken, Zeitgenössische Malerei und Plastik”.
Rudolf Lemke: Psychiatrische Themen in Malerei und Graphik, Jena 1959.
Arnold Gehlen: Zeitbilder, Zur Soziologie und Ästhetik der modernen Malerei, Frankfurt a.M.-Bonn 1960, S. 184f.
Ausführlich in Peter Gorsen: Kunst und Krankheit, Metamorphosen der ästhetischen Einbildungskraft, Frankfurt a.M. 1980, S. 101f, 324f.
Jaspers: Strindberg und van Gogh, a. a. O., S. 150, 151.
Ronald D. Laing: Phänomenologie der Wahrnehmung, Frankfurt a. M. 1976, S. 117.
Vgl. z. B. Wolfgang Seiler: Grenzüberschreitungen, Zur Sprache des Wahnsinns, Gießen 1980, S. 8f., 41, 47f., 60f.
Wolfgang Welsch: Identität im übergang. Philosophische Überlegungen zur aktuellen Affinität von Kunst, Psychiatrie und Gesellschaft. Beitrag im vorliegenden Band s. S. 103ff.
Gorsen: Das Bild Pygmalions. Kunstsoziologische Essays, Reinbek 1969, S. 166.
A. a. O., S. 113.
A. a. O, S. 166.
Zitiert aus Alain Bosquet (Hg.): Surrealismus 1924–1949, Texte und Kritik, Berlin 1950. 3. Sonderdruck der Schriftreihe „Das Lot”.
Gustav René Hocke: Die Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst, Hamburg 1957, S. 127.
Diese Kenntnisse basierten vor allem auf der Lektüre des frühen Jacques Lacan, dessen Doktorthese „De la psychose paranoiaque dans ses rapport avec la personalité” (Le Francois 1932) neben Réjas und Prinzhorns Standardwerken von Dali und dem Surrealismus rezipiert wurden. Breton erwähnte den bei Lacan verhandelten Fall von „paranoia d’autopunition” bei der Schriftstellerin Aimée A. in seinem Essay „L’art des fous, la clé des champs” (1948). Zwei von Lacan für den surrealistischen „Minotaure” geschriebene Beiträge (1933), die Dali anregen konnte, wiederholen die Thesen der Doktorarbeit. Es ist primär Lacan, auf den die Paranoia-Rezeption Dalis und der Surrealisten zurückgeht. Vgl. Gorsen: Kunst und Krankheit, Metamorphose der ästhetischen Einbildungskraft, Frankfurt a. M. 1980, S. 251ff.
Werner Hofmann: Einträchtige Zwietracht. In: Zauber der Medusa, Europäische Manierismen, Wien 1987, S. 20.
A. a. O., S. 19.
Jean-Francois Lyotard: Essays zu einer affirmativen ästhetik, Berlin 1982, S. 86ff.
Hofmanns historische Synthese der Manierismen aus den letzten fünf Jahrhunderten erarbeitet ein analogiereiches, assoziatives Netzwerk, das allerdings wesentliche Beiträge zur Modernität der Kunst außer acht läßt und entwertet. Was modern ist, läßt sich nicht nur über die deskriptiven Leisten von „produktiver Destruktion” und „produktiver Zwietracht” schlagen, sondern das Konstruktive und Einträchtige im Verhältnis von Natur und Geist ist als utopische Dimension in einer Kunst lebendig, die immer noch den klassischen Ausgleich der Polaritäten und Widersprüche (nach dem Modell der harmaphroditisch strukturierten mann-weiblichen Psyche und der Heilung des Ambivalenzkonfliktes) anstrebt. Dies ist kein Problem des Manierismus mehr (so wenig wie die Versöhnung von Mars und Venus). Wir glauben daher Hofmann nicht, daß die androgyne Schreckensästhetik der Medusen-Kunst zugleich die Hoffnung auf die Wiedergeburt der Schönheit ist. Dies ist (wie die Hermes-, nicht Medusenmaske von Fernand Khnopff zeigt) überinterpretation der Finde-siècle-Ä sthetik. Der in der Ausstellung installierte „Raum des bannenden Blicks” mit dem der gerichteten Medusa entsprungenen Pegasus von Anne und Patrick Porier gehört bereits auf die Seite des überwundenen Manierismus. Von diesem Environment ist es nur ein kleiner Gedankensprung zum friedfertigen Zauber des Orpheus, dem positiven Gegenbild zum „Zauber der Medusa” in zeitgenössischer Kunstproduktion. Es ist der unverhoffte Sprengsatz in Hofmanns Modernitätskonzept.
Lyotard, a. a. O., S. 91.
Vgl. Der zertrümmerte Spiegel, Wiener Aktionismus 1960–1971, Kat. hg. v. Hubert Klocker in Zusammenarbeit mit der Albertina Wien, Klagenfurt 1989, S. 117.
Zit. aus „Von Chaos und Ordnung der Seele”. Ein Ausstellungsprojekt zeitgenössischer Kunst in der Psychiatrischen Klinik der Universität Mainz 1987, S. 60.
Vgl. die Ausführungen von Evelyn Weiss, in: Der andere Blick. Heilungswirkung der Kunst heute, hg. von Walter Smerling und Evelyn Weiss, mit Beiträgen von Gerhard Heinrich Ott, Hans Schadewaldt und Stephan Schmidt-Wulffen, Köln 1986, S. 11ff.
Helmut Hartwig: Kunst und Okkultismus: New-Age-Kultur und die Notwendigkeit, einige Unterscheidungen zu machen. Vortragsmanuskript INSENA-Schweden, Stockholm August 1988.
Peter Bömmels, in: Der andere Blick, a. a. O.
Ähnlich Bazon Brock in seiner ausführlichen Bömmel-Analyse: „Der eigentümliche Appell der Bilder liegt eben darin, daß durch sie nicht einfach unsere Erwartungen positiv bestätigt werden (auf diese Freude des Wiedersehens beschränkt sich bei vielen der angenehme Umgang mit Bildern); ebenso wenig düpieren die Bilder unsere Erfahrungen (auf solche Schocks reduzieren viele ihre Auffassung, Bilder, speziell Kunstwerke, hätten das schlechthin Unerwartete und Unerhörte zu sein). Der Schwebezustand zwischen Bestätigung der Erwartung und ihrer radikalen Abweisung könnte vor allem die Konsequenz der Bömmelschen Malweise sein.” In: „Bilder, die die Welt bedeuten” — Peter Bömmels, Kat. d. Museums am Ostwall, Dortmund 1983, S. 24f.
Welsch, a. a. O.
Zit. aus „Von Chaos und Ordnung der Seele”, a. a. O., S.22.
Sigrid Schade: Cindy Sherman oder die Kunst der Verkleidung. In: Judith Conrad u. Ursula Konnertz (Hg.), Weiblichkeit in der Moderne. Ansätze feministischer Vernunftkritik, Tübingen 1986, S. 238f.
Vgl. seinen Beitrag „Die Reise der Bilder durch den Kopf — psychoanalytische Perspektiven zum Thema ‚Kunst und Psychiatrie’ ” im vorliegenden Band.
Vgl. Otto Benkert: Therapeutische Dimensionen der Kunst, im vorliegenden Band.
Rainer über sich selbst in: Arnulf Rainer, Körpersprache, München 1979, S. 7.
Arnulf Rainer: Photoüberzeichnungen Franz Xaver Messerschmidt, Werkverzeichnis von Hermann Kern, Kunstraum München e. V, 1977, S. 9.
A. a. O., S. 10.
Ebd.
Florentina Pakosta: Gesichtsbildungen. Radierungen im Zusammenhang mit den Charakterköpfen F. X. Messerschmidts, Kat. des Kulturhauses Graz 1977. Erste Ausstellung dieser Thematik 1974 in München, 1975 in Wien.
Otto Glandien: Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) — Ausdrucksstudien und Charakterköpfe, Arbeiten der Forschungsstelle des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität zu Köln, Bd. 20, Köln 1981, S. 102.
A.a.O., S. 68,102f.
Maria Pötzl-Malikova: Franz Xaver Messerschmidt, Wien-München 1982. — Hingegen hat sich Ernst Kris’ 1932 erfolgte (zwischen Paranoia und Schizophrenie nicht streng unterscheidende) Analyse des „geisteskranken Bildhauers”, der „wirklich unter einem psychotischen Schub gelitten” und in seinen mißlingenden (!) künstlichen Selbstbildnissen den „Kontakt mit der Umwelt” verloren habe, nicht durchgesetzt [vgl. E. Kris: Die Charakterköpfe des Franz Xaver Messerschmidt, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen, Bd. VI, Wien 1932. In Referatform für die Wiener Psychoanalytische Gesellschaft gehalten und wieder abgedruckt in: Kris, Die ästhetische Illusion, Phänomene der Kunst in der Sicht der Psychoanalyse, Frankfurt/M. 1977 (dort unter dem Titel „Ein geisteskranker Bildhauer des achtzehnten Jahrhunderts”) S. 120,129, 136f.], nachdem Messerschmidt heute wieder nicht nur bei Künstlern auf großes Interesse stößt und im Gefolge eines grenzüberschreitenden, anthropologisch erweiterten Kulturbegriffs besonders aktuell erscheint. Man ist heute geneigt, die kulturelle Toleranzgrenze gegenüber dem geisteskranken Ausdruck noch mehr zu erweitern.
Florentina Pakosta: Mein Bekenntnis zu Franz Xaver Messerschmidt. In: Tendenzen Nr. 106, März/April 1976, S. 42.
Vgl. Peter Gorsen: Wir alle spielen Theater. Versuche über Florentina Pakosta, in: Pakosta, Zeichnungen und Radierungen 1973—1983, Kat. d. Albertina Wien 1984.
Vgl. Gorsen: Aus der Welt können wir nicht fallen. Versuche über Paco Knöller. In: Paco Knöller, Kat. d. Nationalgalerie Berlin 1988.
Sehr plausibel interpretiert der Psychoanalytiker R. Danzinger Tannerts Bild „Die Sammlung (Ein Sinn für Ordnung)” als geisterhaften „Zerfall des Körperbildes in einzelne Teile” bzw. „Ichkerne”. Es erinnere ihn „an die früheste Ablösung des Ich aus der Mutter-Kind-Symbiose. Ähnlich der schamanischen Initiation wiederholt Tannert die Rückkehr in ein von der Umwelt nicht klar abgegrenztes Sein … Der Zerfall des Körpers im Weltraum ist nach Kohut ein typischer Initialtraum in Analysen narzißtisch Gestörter. Der narzißtisch Gestörte wird aber mehr und mehr zum Standardtyp unserer Gesellschaftsform.” In: Volker Tannert, Evolutionen. Bilder und Zeichnungen 1980–82, Ausstellungskatalog des NGBK Realismusstudio 22, Berlin 1982–83.
Freud: Ges. Werke, Bd. XIV, Frankfurt a. M, S. 422.
Vgl. seinen Beitrag im vorliegenden Band.
Rede beim VI. Internationalen Kolloquium der Société Internationale de Psychopathologie de l’Expression vom 26.–28. 9. 1969 in Linz. Abgedruckt in Hrdlicka: Schaustellungen, Bekenntnisse in Wort und Bild, München 1984, S.69ff., 121f.
A. a. O, S. 71.
Ebd.
Müller-Suur, Das Sinn-Problem, a. a. O., S. 66.
A. a. O, S. 65.
Arnulf Rainer: Die 13. Muse oder ,Wahnsinn eine Kunstart’. In: Protokolle 1, 1970, S. 148.
Hrdlicka, a. a. O., S. 71.
Arnulf Rainer, a. a. O., S. 147f.
Hrdlicka: Schaustellungen, a.a.O., S.70f.
A. a. O, S. 70.
Ebd.
Michel Foucault, Psychologie und Geisteskrankheit, Frankfurt a. M. 1968, S. 117.
Hans Prinzhorn: Bildnerei der Geisteskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung, Berlin-Heidelberg-New York 1968, S. 346.
Ernst Kris: Die ästhetische Illusion, Phänomene der Kunst in der Sicht der Psychoanalyse, Frankfurt a. M. 1977, S. 76. Der hier zitierte Sachzusammenhang wurde erstmals 1935 veröffentlicht.
Oskar Kokoschka: Briefe III 1934–1953, hg. v. Olda Kokoschka u. Heinz Spielmann, Hamburg 1986, S. 174, eine Mitteilung an Paul Westheim.
Vgl. „Vor der Zeit. Carl Frederik Hill -— Ernst Josephson. Zwei Künstler des späten 19. Jahrhunderts”, Kat. einer Ausstellung in Hamburg, München und Stuttgart, 1984–85.
Uwe M. Schneede, im gleichen Katalog, S. 17.
Vgl. „Ernst Josephson 1851–1906, Bilder und Zeichnungen”, Kat. einer Ausstellung in Bonn und Bochum 1979.
Peter Gorsen: Kunst und Krankheit, a. a. O., S. 273.
Barbara Catoir: Die Kunst beginnt, wo das Leben flieht. In: „Louis Soutter (1871–1942). Zeichnungen, Bücher, Fingermalereien”, Kat. einer Ausstellung in München, Bonn und Stuttgart 1985.
E. Cunningham Dax: Die bildnerische Darstellung der Depression, in: Psychopathologie und bildnerischer Ausdruck, 8. Serie, Tafel 8 (Plakatfarben a. Papier, „Depressiver, verschmähter Homosexueller mit Angst und Verzweiflungszuständen”), Bd. II, Karger, Basel-New York 1967.
Vgl. Hartmut Kraft: Die Kopffüßler — ein transkultureller Beitrag zur Schulung der Wahrnehmung. In: Kunst und Behinderte. Ausstellungen, Diskussionsrunde, Symposion. Eine Dokumentation des Clemens-Sels-Museum, Neuss 1989, S. 71–85.
Hans Prinzhorn: Bildnerei der Geisteskranken, Berlin 1922, S. 115.
Stefanie Poley, in: Die Prinzhorn-Sammlung. Bilder, Skulpturen, Texte aus psychiatrischen Anstalten (ca. 1890–1920). Ausstellungskat. d. Heidelberger Kunstvereins, hg. v. Hans Gercke u. Inge Jarchov, Königstein 1980. — Vgl. Poley, Beitrag in diesem Band, S. 55ff.
Vgl. Helmut Rennert: Die Merkmale schizophrener Bildnerei, Jena 1962, S. 72.
Prinzhorn, a. a. O., S. 350.
Leo Navratil: Schizophrenie und Dichtkunst, München 1986, S. 270.
A. a. O., S. 271.
A. a. O., S. 273.
Vgl. Peter Gorsen: „Kunstpsychotherapie” — Zur Ideologisierung des psychotherapeutischen Prozesses. In: Helmut Hartwig u. Karl-Heinz Menzen (Hg.): Kunst-Therapie, Berlin 1984, S. 129–151.
Vgl. fragmente 20/21 — 1986 zum Thema „Gegen-Bilder über Kunst und Kreativität, S. 302 u. ö.
Richard Kuhns: Psychoanalytische Theorie der Kunst, Frankfurt a. M. 1986, S. 120.
A. a. O., S. 197.
A. a. O, S. 107.
W Herzfelde 1914 in der Zeitschrift „Die Aktion”.
Kris,a.a.O,S.104f.
Vgl. die Ausführungen von Wolfgang Rothe: Der Geisteskranke im Expressionismus. In: Confinia Psychiatrica, Vol. 15, No. 3–4,1972, S. 211.
Vgl. Rothe, a. a. O, S. 199.
Kuhns, a. a. O., S. 103.
A. a. O, vgl. S. 94, 149f., 165f.
Vgl. Gorsen: „Kunstpsychotherapie”, a. a. O.
Prinzhorn, a. a. O., S. 348.
Abgedruckt in: Gerd Presler: L’art brut, Kunst zwischen Genitalität und Wahnsinn, Köln 1981, S. 165.
Wie seine 1926 und 1927 erschienenen Arbeiten „Gespräche zwischen Frau, Dichter und Arzt” und zur Charakterologie und Psychopathologie „Um die Persönlichkeit” zeigen.
Sigmund Freud: Gesammelte Werke, London/Frankfurt a. M, Bd. I, S. 93.
A.a.O., S. 15.
Ausgeführt in Gorsen: Kunst und Krankheit, a. a. 0.,S. 327.
A. a. O, S. 326.
Vgl. die Ausführungen bei Christina von Braun: Nichtich, Frankfurt a. M. 1985, S. 448ff., ferner Georges Didi-Huberman: Invention de l’hystérie, Charcot et l’iconographie photographique de la Salpêtrière, Paris 1982, S. 121.
Hans W Gruhle: Die Psychopathologie, in: Oswald Bumke (Hg.): Handbuch der Geisteskrankheiten, 9. Bd., redigiert v. K. Wilmanns, Berlin 1932, S. 198.
Zitiert aus Braun, a. a. O., S. 447.
Georges Didi-Huberman: Charcot, l’histoire et l’art. In: Jean Marie Charcot/Paul Richer: Les Démoniaques dans l’art, Paris 1984, S. 175.
Breton hat in seinem Aufsatz „Le message automatique” von 1933 (abgedruckt in „Minotaure”) eine dokumentarische Zusammenstellung mediumistisch veranlagter Zeichner bzw. bildnerischer Werke von spiritistischen Medien gegeben, um herauszufinden, wodurch sie in ihrer Struktur so eng verwandt sind und „was ihnen diese organische, ganz eigenartige rhythmische Einheitlichkeit” verleiht. Hier findet man Arbeiten von Victorien Sardou, vom Briefträger Cheval, von Petitjean, Augustin Lesage (später in Dubuffets Art-Brut-Sammlung), von Nadja, Madame Aßman, Mlle Hélène Smith und später Joseph Crépin. Bretons Quellen sind die „Annales des sciences psychiques” (1906–1911), Th. Flournoy: „Des Indes à la Planète Mars”, 1899 u. ö., Revue Métaphysique, Aesculape u. a. m. Mit Philippe Soupault veröffentlichte Breton 1917 „Les champs magnétiques”, deren automatische Schreibweise eine Gemeinschaftsarbeit und von Pierre Janets Doktorthese über den „Psychologischen Automatismus” und das „automatische Schreiben” als neuer Behandlungsmethode angeregt ist. Gerade dieses Werk mit Soupault erklärte Breton im ersten surrealistischen Manifest zum ersten authentischen Werk des Surrealismus. Die Vorläuferschaft des automatischen Schreibens durch Rimbaud und Lautréamont und entsprechende experimentelle Prosatexte von Arp, Tzara (ein Bewunderer Josephsons), Huelsenbeck, die schon um 1916/17 entstanden, sind bekannt. — Einen guten, kurzen Überlick über die verzweigten psychopathologischen, parapsychologischen, spiritistischen und mediumistischen Ursprünge des Surrealismus gibt Jean Starobinski: Psychoanalyse und Literatur (dort über Freud, Breton, Myers), Frankfurt a. M. 1973, S. 149ff.
André Breton: Nadja, Edition entièrement revue par l’auteur, Paris 1963, S. 155.
André Breton: Nadja, Pfullingen 1960, übertragen von Max Hölzer. Im Original: Une certaine attitude en découle nécessairement à l’égard de la beauté, dont il est trop clair qu’élle n’a jamais été envisagée ici qu’a des fins passionnelles … ni dynamique ni statique, la beauté je la vois comme je t’ai vue.
Im Original: „Elle est comme un train qui bondit sans cesse dans la gare de Lyon et dont je sais qu’il ne va jamais partir, qu’il n’est parti. Elle est faite de saccades, dont beaucoup n’ont guère d’importance, mais que nous savons destinées à amener une Saccade, qui en a.”
André Breton: L’amour fou. Übertragen v. Friedhelm Kemp, Frankfurt a. M. 1975, S. 14f.
Vgl. Oswald Bumke: Die Diagnose der Geisteskranken, Wiesbaden 1919, S. 249.
Charcot et Richer: Les démoniaques dans l’art. S. 91ff. Dies.: Die Besessenen in der Kunst, hg. u. mit einem Nachwort versehen von Manfred Schneider in Zusammenarbeit mit Wolfgang Tietze, Göttingen 1988.
Freuds Ges. Werke, Frankfurt a. M., Bd. 1, S. 22.
Georges Didi-Huberman, a. a. O., S. 119.
Charcot et Richer, 1988, a. a. O., Paul Richer: Études cliniques sur la grande hystérie ou hystéro-épilepsie, Paris 18852.
Iconographie photographique de la Salpêtrière, Paris 1875. Nouvelle Iconographie photographique de la Salpêtrière, Bd. I-XXVIII, Paris 1889–1918.
Oswald Bumke: Lehrbuch der Geisteskranken, Zweite umgearbeitete Auflage der Diagnose der Geisteskranken, München 1924, S. 426. Ebenso Karl Jaspers in: Allgemeine Psychopathologie, Berlin-Heidelberg 1948, S. 615.
Otto Binswanger: Die Hysterie, Wien 1904, S. 23.
Ausgeführt in: Bram Dijkstra: Idols of Perversity, Fantasies of Feminine Evil in Fin de Siècle-Culture, Oxford University Press, New York-Oxford 1986.
Dijkstra, a. a. O., S. 386ff.
Esther Fischer-Homberger: Krankheit Frau und andere Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau, Bern-Stuttgart-Wien 1979, S. 41.
Vgl. Breton, Nadja, a. a. O., S. 101ff.
In: Breton: Der Surrealismus und die Malerei, Berlin 1967, S. 318–322.
Antonin Artaud: Van Gogh, der Selbstmörder durch die Gesellschaft, a. a. O., S. 31, 46.
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Gorsen, P. (1990). Der Dialog Zwischen Kunst und Psychiatrie Heute. In: Benkert, O., Gorsen, P. (eds) Von Chaos und Ordnung der Seele. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-75242-1_1
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