Desiderate an die künftige psychoonkologische Forschung

Zusammenfassung

Die Wünsche an die Forschung werden in diesem Beitrag abgeleitet aus einer Analyse des „Dilemmas“, das die Psychoonkologie ganz zwangsläufig von den Krebskranken übernimmt: im Prozeß der Krankheitsbewältigung muß eine Einheit gefunden werden zwischen der „Normalität“, die in unserer Gesellschaft etabliert ist, und Momenten in der Wirklichkeitserfahrung von Krebskranken (vor allem in der Metastasierungsphase), die in fundamentalem Widerspruch zu eben dieser Normalität stehen. Dazu gehören vor allem die Momente von „Unbeherrschbarkeit der Wirklichkeit“, die in der Erfahrung des spürbar nahenden eigenen Todes unabweislich zum Vorschein kommen und die normale Konstruktion einer vom Menschen kontrollierbaren Realität grundlegend in Frage stellen. Mein zentraler Wunsch an die psychoonkologische Forschung ist, daß sie sich nicht nur auf die „Anpassung der Krebskranken an die Normalität“ konzentriert, sondern verstärkt auch die zweite Seite des Dilemmas erkundet: nämlich eine Anpassung der Normalität an die „Tiefendimension“ des menschlichens Lebens, die sich (unter anderem) in der Wirklichkeitserfahrung von Krebskranken so deutlich zeigt.

Summary

(Future tasks for research in psychooncology.) In this article the main tasks of psychooncological research are derived from an analysis of the “dilemma” that psychooncology necessarily inherits from cancer patients: during the process of coping, the necessity for leading life according to the patterns of “normality” has to be reconciled with existential experiences that contradict fundamentally (especially in the course of progressive disease) this very normality. The awareness of one’s own death approaching and the experience of utter helplessness in the face of it tends to shatter the normal construction of reality as something that we are in control of. From this point of view, I wish that psychooncological research would not only concentrate on assisting cancer patients in the process of adaptation to normality but also increasingly face the “second horn of the dilemma”: namely the adaptation of the patterns of normality to the specific dimension of the human condition which manifests itself so clearly in the existential experience of cancer patients (among others).