Zusammenfassung
Von 1981 bis 1984 wurde an der Universitätsfrauenklinik Innsbruck bei 84 Frauen eine diagnostische Laparoskopie wegen chronischer Unterbauchschmerzen durchgeführt. Von 40 Patientinnen mit der Diagnose „funktioneller chronischer Bekkenschmerz“ kamen 21 Frauen (52,2%) im Rahmen unserer Verlaufsuntersuchung (4–6 Jahre) zu einer Nachuntersuchung.
Verwendete Methoden: Erhebungsbogen für biographische Daten, standardisierte Verfahren (FPI-R, GBB), Gynäkologische Kontrolluntersuchung mit vertiefter gynäkologischer und Sexualanamnese und ein halbstrukturiertes tiefenpsychologisches Interview.
Unser Interesse war und ist es, besser zu verstehen, inwieweit sich für Frauen neben organischen und intrapsychischen Faktoren spezifische kulturelle bzw. soziale Verhältnisse auf Entstehung, Bewältigung und Verlauf chronischer Unterbauchschmerzen auswirken.
Interessant an den Ergebnissen ist der hohe Anteil von Frauen mit niedriger Schulbildung sowie der hohe Anteil berufstätiger Frauen in niedrig qualifizierten Tätigkeiten. Die Unterbauchschmerzen sind nie einziges Symptom, sondern immer in eine Reihe von Befindlichkeitsstörungen eingebettet. Beeindruckend in ihrem Widerspruchscharakter sind auch die Angaben der Frauen zu ihrem Sexualleben: 60% klagen über Schmerzen beim Verkehr, 65% berichten über mäßiges bis geringes Interesse an der Sexualität. Demgegenüber beurteilen nur 25% ihr Sexualleben als unbefriedigend. Diese Widersprüchlichkeit in vielen Ergebnissen sowie widersprüchliche subjektive Aussagen der Frauen entsprechen unserer Meinung nach den Widerspruchsstrukturen, die Frauen in allen Lebensbereichen vorfinden.
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Wurm, B., Heel, G., Karpellus, E., Huter, O., Busch, G., Söllner, W. (1989). Der chronische Beckenschmerz bei Frauen — eine soziopsychosomatische Verlaufsuntersuchung. In: Söllner, W., Wesiack, W., Wurm, B. (eds) Sozio-psycho-somatik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74930-8_29
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