Zusammenfassung
Medizinsoziologie hat bisher Verdienste in Forschung und Lehre erworben. Wie wird sie klinisch? Die hier vorgestellte Antwort geht von einem medizinsoziologisch inspirierten biopsychosozialen Modell der Ätiologie der koronaren Herzkrankheit aus. Dieses empirisch bewährte Modell wird in einer klinisch-sozialepidemiologischen Verlaufsstudie erneut überprüft. Seine Relevanz für Diagnostik und Therapie wird untersucht. Eine Fallgeschichte demonstriert, wie ein psychomentaler Streßtest (Stroop-Farbwort-Konflikt-Aufgabe) in den soziologischen Kontext einzubetten ist. Sozialanamnestische Informationen und Daten zur Wahrnehmung der Beziehung zwischen Test- und Alltagssituationen definieren die ökologische Validität des Tests. Psychologische (Ärger, Anspannung, Unsicherheit) und physiologische Parameter (Herzfrequenz, Blutdruck) charakterisieren die Reaktivität der untersuchten Patienten. Therapeutische Implikationen werden angesprochen. Abschließend werden erste vorläufige Ergebnisse der Berleburger Verlaufsstudie zur Bedeutung der Sozialanamnese für die Indikation zu einer Intervention auf Verhaltensebene vorgestellt: Eine starke soziale Bedrohung, so scheint es, bedeutet eine eigenständige Indikation zur Zuweisung zum Streßbewältigungstraining. Das gilt unabhängig vom Ausmaß des subjektiven Distresses und der Streßreaktivität.
Ich danke den Wittgensteiner Kuranstalten für ihre großzügige Unterstützung der Studie.
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Literatur
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Siegrist, K. (1989). Als klinische Soziologin in einer Herz-Kreislauf-Klinik. In: Söllner, W., Wesiack, W., Wurm, B. (eds) Sozio-psycho-somatik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74930-8_12
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