Zusammenfassung
Eine Minimalosteosynthese in Form einer freien Zugschraube in Kombination mit dem Fixateur externe erhöht bei jeder Montageform die Stabilität des gesamten Systems [1, 2]. Den Vorteilen einer Kombination einer internen und externen Osteosyntheseform (höhere Steifigkeit, anatomische Fragmentadaptation, Möglichkeit der anatomischen Achsenwiederherstellung) stehen aber einige Komplikationsmöglichkeiten gegenüber. Die Probleme der additiven Schraubenosteosynthese liegen in der Eröffnung der Frakturregion und dem Versenken eines Osteosynthesematerials in einer potentiell infizierten Region, in der zusätzlichen Fragmentdeperiostierung und in der Behinderung einer sekundären Frakturheilung durch die höhe Systemsteifigkeit. Die Verwendung einer freien Zugschraube stellt u. E. das zentrale Problem des Verfahrens und eine häufige Ursache für Fraktur- und Wundheilungsstörungen dar. Die geeignete Fixationsform, und hierzu gehört in jedem Fall der unilaterale Rohrfesthalter der AO, gestattet in der Frakturregion so viel Restbeweglichkeit, daß eine Kallusbildung induziert und damit eine sekundäre Frakturheilung möglich wird. Wenn aber die Fraktur mit einer oder mehreren freien Zugschrauben im Sinne einer Kontaktosteosynthese stabilisiert wird, muß das Ziel eine primäre Knochenbruchheilung sein. Die für die primäre Knochenbruchheilung notwendige interfragmentäre Kompression kann aber nur bei einer idealen Schräg- oder Spiralfraktur, evtl. auch bei einer Drehkeilfraktur, erreicht werden. Ein Großteil der mit dem Fixateur externe behandelten Frakturen sind aber Hochgeschwindigkeitsverletzungen mit einer mehr oder minder ausgedehnten, häufig aber sehr diskreten Frakturtrümmerzone. In diesen Fällen gelingt die interfragmentäre Kompression mit der Zugschraube nicht oder nur ungenügend, so daß eine Beweglichkeit im Frakturspalt zurückbleibt, die dann zu einer verzögerten Knochenbruchheilung oder letztendlich zu einer Pseudarthose führen kann. In diesen Fällen behindert die Zugschraube die Ausbildung des Frakturkallus und kann dann, zumal es sich häufig um offene Frakturen handelt, zu einem Infekt führen.
Literatur
Burri C, Claes L (1981) Indikation und Formen der Anwendung des Fixateur externe am Unterschenkel. Unfallheilkunde 84:177.
Hertz H, Scharf W, Poigenfürst J (1984) Minimalosteosynthese mit dem Schraubnagel im Fi-xateur-externe-Verbund. Unfallheilkunde 87:172.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
v. Gumppenberg, S., Kollerer, M., Stübinger, B., Claudi, B. (1989). Komplikationsmöglichkeiten bei der Schraubenosteosynthese in Verbindung mit einem Fixateur externe im Unterschenkel bei offenen und geschlossenen Frakturen. In: Stuhler, T. (eds) Fixateur externe — Fixateur interne. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74516-4_46
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-74516-4_46
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-74517-1
Online ISBN: 978-3-642-74516-4
eBook Packages: Springer Book Archive