Zusammenfassung
Mein Beitrag beschäftigt sich nur mittelbar mit der Aids-Erkrankung selbst, sondern vielmehr mit den irrationalen Ängsten, mit dem Aids-Virus infiziert werden zu können bzw. bereits infiziert oder erkrankt zu sein. Es geht nicht um eine Realangst, die in realistischer Einschätzung der Gefahr vor einer Infektion eine wichtige Schutzfunktion hätte, sondern um die aufgrund eines verborgenen neurotischen Konflikts, einer Persönlichkeitsstörung oder einer Psychose extrem gesteigerten Angst, die der realen Gefahr - Patienten mit Angst vor Aids gehören meist gerade nicht einer Risikogruppe an (Hutner u. Zemann 1988; Ermann 1988) - nicht angemessen ist. Auf die Tatsache, daß es sich bei der Aids-Phobie nicht um eine nosologische Einheit, sondern um ein je nach Grundkrankheit bzw. Grad der Persönlichkeitsentwicklung verschieden stark ausgeprägtes Symptom handelt, haben Naber u. Hippius (1988) und Ermann (1988) hingewiesen; das trifft ebenso auf die Hypochondrie (Küchenhoff 1985) wie etwa auf depressive oder paranoide Symptome zu.
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Hirsch, M. (1989). Aids-Phobie — ein neues Krankheitsbild?. In: Klußmann, R., Goebel, FD. (eds) Zur Klinik und Praxis der Aids-Krankheit. Psychosomatische Medizin im interdisziplinären Gespräch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74400-6_7
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