Zusammenfassung
Eine 27jährige I Para-I Gravida wird in der rechnerisch 38. Schwangerschaftswoche mit Blutungen ohne Wehentätigkeit stationär aufgenommen. Eine Placenta praevia kann ultrasonographisch ausgeschlossen werden. Unter dem dringenden Verdacht einer partiellen vorzeitigen Lösung der Plazenta erfolgt die Geburtseinleitung in typischer Weise. Nach weiter unkompliziertem Geburtsverlauf wird ein gesundes Mädchen geboren. Da spontane Lösungszeichen der Plazenta fehlen, die Lösung durch medikamentöse Therapie nicht erreicht wird, erfolgt der Entschluß zur manuellen Plazentalösung 30 min post partum. Der Versuch der manuellen, später der instrumenteilen Lösung gelingt nicht, da Teile der Plazenta fest mit der Uteruswand verwachsen erscheinen. Während der intrauterinen Manipulation kommt es zum Auftreten massivster Blutungen. Bei der jungen Frau, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, wird der Versuch des uteruserhaltenden Vorgehens durch lokale intrakavitäre Instillation von Prostaglandin F2α über einen intrauterin eingeführten Ballonkatheter unternommen. Es gelingt dadurch, die Blutung zum Stehen zu bringen, obwohl sicher Plazentateile im Uterus verbleiben. Unter Intensivüberwachung wird in den nächsten Stunden weiter intrakavitär PGF2α appliziert. Im Verlauf des Wochenbetts kommt es nicht mehr zu Blutungen. β-HCG kann nach Ablauf von 14 Tagen nicht mehr nachgewiesen werden. Eine 8 Wochen post partum in Laparotomiebereitschaft durchgeführte sorgfaltige Abrasio von Cervix und Corpus uteri erbringt auch den histologischen Nachweis einer Placenta increta. Anläßlich einer Nachuntersuchung finden sich regelrechte postpuerperale Genitalbefunde. Nach Ablaktation besteht eine Eumenorrhö. Die Patientin spricht bereits über den Wunsch nach einer erneuten Schwangerschaft.
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Bons, R., Roll, H. (1989). Lösungsstörung der Plazenta — Placenta increta. In: Hillemanns, H.G., Schillinger, H. (eds) Das Restrisiko gegenwärtiger Geburtshilfe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74320-7_7
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