Zusammenfassung
In allen Völkern und Kulturen ist das Phänomen der Selbsttötung anzutreffen. Die Beurteilung von Suizidhandlungen wandelte sich immer wieder im Laufe der Geschichte und variierte von Land zu Land, von Jahrhundert zu Jahrhundert, in neuester Zeit sogar von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Auch in neuester Zeit spielt gerade diese Bewertung eine wesentliche Rolle. Ein Grund dafür ist z. B. die Enttabuierung des Problems, zu der nicht zuletzt die politischen Suizide Ende der 60er Jahre und die Literatur zum Thema Suizid beigetragen haben. Als bekanntestes Beispiel für letzteres sei das 1976 erstmals erschienene Buch von Jean Améry [7] „Hand an sich legen, Diskurs über den Freitod“ erwähnt. Es hat schon mehrere Auflagen erlebt. Der Autor, der inzwischen Suizid begangen hat, spricht dem Arzt und dem Psychiater das Recht, geschweige denn die Pflicht, ab, sich in suizidverhütendem Sinne, therapeutisch oder prophylaktisch, einzusetzen. Das interessante Buch enthält mehrere fachliche Fehler und Kurzschlüsse, so z. B. die völlige Ignorierung der Möglichkeiten der heutigen Depressionsbehandlung. Das Faktum, daß 10 Jahre nach einem Suizidversuch 90x2013;95% der ehemals Gefährdeten nicht durch eigene Hand verstorben sind, zeigt, daß viele nicht eindeutig sterben wollen.
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Haenel, T. (1989). Bewertung von Suizidhandlungen und Suizidprävention im Wandel der Zeiten. In: Suizidhandlungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74271-2_2
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