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Wirken Suizidhandlungen „ansteckend“?

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Suizidhandlungen
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Zusammenfassung

Eindrücke und Behauptungen, nach welchen vollzogene Suizide in der nächsten Umgebung weitere Suizidhandlungen zur Folge haben, sind schon sehr alt. Besonders bekannt wurde die „Suizidepidemie“, welche durch die Lektüre von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ ausgelöst worden sein soll [358]. Immer wieder wird von diesem als „Werther-Effekt“ in die Literatur eingegangenen Phänomen berichtet. Unter diesem Effekt wird das Faktum verstanden, daß die Verbreitung eines Suizides in den Massenmedien eine „ansteckende Wirkung“ auf andere ausübt, d. h. daß kurz“ danach Suizide gehäuft auftreten, mehr als der jeweiligen statistischen Norm entspricht. Die Schwierigkeiten dieser Problematik liegen jedoch darin, daß es sich — wie eingangs erwähnt — um Eindrücke handelt, die statistisch schwer zu belegen sind. Zwar kann ein rein zahlenmäßiges Ansteigen von Suiziden nach dem Bekanntwerden eines z. B. in der Presse groß aufgemachten Suizides leicht errechnet werden, doch halten diese Zahlen einer genauen statistischen Analyse nicht ohne weiteres stand. Es erheben sich z. B. die folgenden Fragen: Handelt es sich um ein überzufalliges Ansteigen dieser Zahlen? Sind besondere Jahrgänge betroffen, die mit dem Opfer, mit dem sich der Suizidand identifizierte, übereinstimmen? Sind also nur bestimmte Altersgruppen betroffen? Und schließlich die wohl wichtigste Frage: Sind gehäufte Suizidfälle nach einem solchen Ereignis lediglich zeitlich vorverschobene Suizide? Falls diese Frage bejaht werden muß, würde dies bedeuten, daß lediglich diejenigen einen Suizid vornehmen, die früher oder später sowieso durch diese Todesart geendet hätten. Falls die Frage aber verneint werden muß, bedeutet es, daß eine gewisse Anzahl von Menschen zum Suizid verleitet wird, die sonst (möglicherweise) nie eine Selbsttötung vorgenommen hätte.

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© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Haenel, T. (1989). Wirken Suizidhandlungen „ansteckend“?. In: Suizidhandlungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74271-2_14

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