Zusammenfassung
Schmerzen, eine der grausamsten Heimsuchungen des Lebens, lassen sich in ihrer ganzen Schwere niemals künstlerisch vermitteln — sie sind als Empfindung höchstens dann wirklichkeits- und hautnah darstellbar, wenn sie nicht in Wörtern, sondern in Bildern zum Ausdruck kommen (Abb. 48–51). Lessing jedoch findet sie dann ästhetisch nicht mehr ertragbar. Er wählt anläßlich seiner Erörterung des Ausdrucks von Schmerzen den Mythos des von zwei Seeschlangen vernichteten Laokoon als Beispiel und vergleicht die Darstellung des Helden in der griechischen Marmorgruppe (Abb. 48) mit der des Helden in Vergils Aerteis. Lessing weist daraufhin, daß Laokoon als Skulptur nur dargestellt werden konnte, bevor ihn die Schlangen gebissen hätten: noch stöhnt Laokoon und ächzt er nur. Ein weitaufgerissener Mund, „schauerlich gellen”, wie ihn Vergil so dramatisch beschrieben hat, würde in der Bildhauerei den Gesetzen der Schönheit widersprochen und dem freien Spiel der Einbildungskraft vorausgegriffen haben.
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Sandblom, P. (1990). Schwere Schmerzen. In: Kreativität und Krankheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74231-6_10
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