Gibt es ein neues Bewußtsein im sexuellen Erleben und Verhalten?

Zusammenfassung

Die Geschichte der modernen Sexuologie hat ihren Anfang in Deutschland um die Jahrhundertwende. Richard von Krafft-Ebing (1840–1902) schrieb die Psychopathia Sexualis, in der viele Krankheitsgeschichten beschrieben werden von Menschen mit was man damals nannte: sexuellen Perversionen. Er versuchte diese Menschen psychiatrisch zu heilen und sah seine Patienten als Stiefkinder der Natur. Sein großes Verdienst ist natürlich, daß er dem Zeitgeist der Prüderie und der Tabuisierung der Sexualität widerstand. Von Krafft-Ebing haben wir gelernt, daß z. B. Pädophilie eine psychiatrische Krankheit ist. Hönig (1977) hat gezeigt, daß Krafft-Ebing der großen Tradition der französischen Psychiatrie folgte, wobei Namen wie Esquirol, Morel, Magnan, Alfred Binet und Charcot genannt werden sollten. Dieser durch die französische Psychiatrie gepflanzte Baum trug in Deutschland sehr gute Früchte in der medizinischen Sexuologie. In brauche nur die Namen der dramatis personae, geboren in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu nennen:Albert Mol (1862–1939), August Forel (1848–1931), Magnus Hirschfeld (1868–1935), Ivan Bloch (1872–1922) und „last but not least“ Sigmund Freud (1856–1939).