Die Kontrollbeziehung bei Nomen mit abhängigem zu-Infinitiv

Abstraktum

Bei der Betrachtung der abhängigen zu-Infinitive im Deutschen treffen wir auf das Problem, daß die Kontrollbeziehung zwischen dem Subjekt des zu-Infinitiv-Komplements und der kontrollierenden NP des Hauptsatzes (im folgenden ‘Kontrolleur’ genannt) starke Unregelmäßigkeiten aufweist. So scheint es zunächst nicht von vornherein festlegbar zu sein, welche NP des Hauptsatzes die Funktion der kontrollierenden Instanz übernimmt.

Bsp.

• (1a) Pauls Chance, das Lied zu singen....(Paul singt)

• (1b) Pauls Befehl, das Lied zu singen.... (J¹ singt)

• (1c) Pauls Erlaubnis, das Lied zu singen....(Paul/J singt)

Unser Ziel war es, das unterschiedliche Kontrollverhalten zu schematisieren, zu erklären und dabei Kriterien herauszuarbeiten, anhand derer es möglich ist, das Kontrollverhalten der einzelnen Nomen für die maschinelle Verarbeitung zu kodieren.

Eine empirische Untersuchung der syntakto-semantischen Verhältnisse führte uns zu einer Unterteilung der Nomen bzgl. ihres Kontrollverhaltens in 23 Gruppen.

Das Kontrollverhalten bzw. die möglichen Kontrolleure eines Nomens stellte sich als Eigenschaft des jeweiligen Nomens heraus, anhand derer die Nomina differenziert werden können. Dieses Ergebnis erlaubt es, das jeweilige Kontrollverhalten als Merkmal zu kodieren, wobei ein Merkmal als Menge der jeweils möglichen Kontrolleure (des betreffenden Nomens) zu verstehen ist.

Die zugrundeliegenden Untersuchungen wurden während Sabine Reinhards Werkstudententätigkeit am Wissenschaftlichen Zentrum Heidelberg der IBM Deutschland GmbH durchgeführt.