Zusammenfassung
Die unklare Ätiologie und Pathogenese der chronischen Polyarthritis (cP) veranlaßte zahlreiche Autoren, neben endokrinologischen, immunologischen und biochemischen Erklärungsmodellen, sich der Untersuchung psychologischer, psychosomatischer, psychophysiologischer und psychosozialer Faktoren zuzuwenden und ihren Anteil an der Entstehung und am Verlauf dieser Erkrankung zu klären. Der jeweils unterschiedliche theoretische Ausgangspunkt erklärt die Vielfalt der Arbeiten und ihre mangelnde Vergleichbarkeit.
Die vorliegende Arbeit wurde auf der 25. Arbeitstagung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin am 14. 11. 86 in Marburg im Symposion „Gruppen für körperlich Kranke“ vorgetragen und diskutiert. Ausschnitte dieser Diskussion finden sich in Teil F, S.311.
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Notes
Diese Literaturübersicht wurde über das eigentliche Gruppentherapiethema hinausgehend etwas ausführlicher dargestellt, um dem Leser beispielhaft einen Überblick über die Voraussetzungen einer psychosomatischen Behandlung bei einem Krankheitsbild wie der chronischen Polyarthritis zu geben. In ähnlicher Weise gelten solche Voraussetzungen auch für die anderen im Buch dargestellten Krankheitsbilder, wie z. B. den Diabetes mellitus oder das Asthma bronchiale, die aber in der dort zitierten neueren Literatur schon in ihren Voraussetzungen ausreichend gut zusammengefaßt sind (d. Hrsg.).
Sie geht davon aus, daß spezifische psychologische Charakteristika oder Persönlichkeitsmerkmale bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung bestanden und deren Entstehen wesentlich mitbedingten.
Im Mittelpunkt dieser Hypothese steht die Frage, inwieweit ein Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensereignissen und dem Erkrankungsbeginn besteht.
Hier wird der Überlegung nachgegangen, inwieweit die psychologischen Charakteristika und Auffälligkeiten Folgeerscheinungen der Erkrankung sind und dadurch wieder einen Einfluß auf das Krankheitsgeschehen ausüben.
„Fragen nach einer psychosomatischen Genese oder Auslösung der cP nach einer cP-typischen Rheumapersönlichkeit hegen außerhalb unserer Reichweite und unserer Interessen. Dies um so mehr, als die bisherigen Überlegungen und Befunde u.E. keine substantiellen Erkenntnisse gebracht haben. Sie spiegeln denn meist mehr die theoretische Präokkupation der Autoren wieder als die somatische und psychosoziale Wirklichkeit der cP-Patienten. So spricht u.E. kaum etwas für eine psychosomatische Entstehung der cP sensu strictiori und ebenso wenig für eine spezifische Rheumapersönlichkeit. Gewiß ist dagegen, daß eine sich entwickelnde cP eine Vielzahl psychischer, verhaltensmäßiger und weiterer sozialer Implikationen und Folgen hat, und daß sie um so mehr Gleichgewichte berührt, bedroht und auslenken wird, je länger sie besteht und je schwerer sie verläuft. Wahrscheinlich ist, daß diese Implikationen und Folgen ihrerseits Rückwirkungen auf den Krankheitsverlauf also eine prognostische Valenz haben“ (S. 285).
Rheumapatienten selbst sind auch — zusammen mit professionellen Helfern — durch Gründung einer bundesweit verbreiteten Organisation, der Rheumaliga e.V., aktiv geworden. Diese Gruppe bietet Beratung hauptsächlich in Form von Vorträgen, Bewegung (Schwimmen und Gymnastik) und Begegnung (meist als Gesellschaftsnachmittag mit 50–100 Personen). Die Rheumaliga versteht sich als Sammelbecken von Patienten, die an einer der zahlreichen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises erkrankt sind und ist also nicht auf Patienten mit cP beschränkt.
Es wurde innerhalb des Projektes eine Rheumaselbsthilfegruppe initiiert, wobei von 10 Interessenten 6 an einer cP litten. Die Motivation, an einer solchen Gruppe teilzunehmen, bestand hauptsächlich darin, konkrete medizinische Informationen über bislang nicht erprobte Behandlungsmöglichkeiten zu erhalten und „bessere Ärzte“ in Erfahrung zu bringen. Als schwierig erwies sich die Heterogenität der Gruppenmitglieder sowohl hinsichtlich des Alters und des sozioökonomischen Status als auch hinsichtlich unterschiedlicher rheumatischer Erkrankungen. Beides stand der Entwicklung einer Gruppe im Wege.
Unter der Leitung des Zweitautors (H.C.D.) wurde die Gruppe noch ein weiteres Jahr fortgesetzt.
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Brinkmann, R., Deter, HC., Eisele, H., Brohl, J. (1988). Ambulante Gruppentherapie bei Patienten mit chronischer Polyarthritis. In: Deter, HC., Schüffel, W. (eds) Gruppen mit körperlich Kranken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73806-7_13
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