Zusammenfassung
Entgegen den üblichen rhetorischen Gepflogenheiten möchte ich meinen Beitrag gleich mit einer Tabelle (Tabelle 1) beginnen. Sie stammt aus der Oldenburger Longitudinalstudie (OLS), in der 1000 Erstinfarktpatienten einer repräsentativen Stichprobe von 213 Kliniken über 5 Jahre hinweg begleitet wurden. Ziel dieser sozialepidemiologischen Studie ist es, den Einfluß von medizinischer Versorgung, Familie, Arbeitswelt und Sozialversicherung auf den Genesungsprozeß von Herzpatienten zu untersuchen. Die Tabelle zeigt Veränderungen in der Medikamentierung während des ersten Jahres nach einem Herzinfarkt. Da ich selbst Soziologe und kein Pharmakologe oder Mediziner bin, kann ich diese Daten natürlich nicht erschöpfend interpretieren. Immerhin ist zum ersten festzuhalten, daß die Krankenhausärzte sehr viel zurückhaltender medikamentieren
als ihre Kollegen in der niedergelassenen Praxis und, was diese Tabelle nicht zeigt, daß die niedergelassenen Fachärzte noch weniger Medikamente verschreiben als ihre Kollegen im Krankenhaus. Der Anstieg der Verordnungen allgemein und insbesondere der z.T. sehr starke Anstieg der Neuverordnungen von Medikamenten zur Therapie der klassischen Risikofaktoren sind also — das ist der erste festzuhaltende Punkt — auf das, zurückhaltend ausgedrückt, sehr großzügige Verschreibungsverhalten der Allgemeinärzte zurückzuführen.
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Literatur
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Badura, B. (1988). Alternativen zur Medikalisierung psychischer und sozialer Probleme. In: Baier, H. (eds) Arzneimittel im sozialen Wandel. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73787-9_8
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