Die Begutachtung zum Maßregelvollzug — welche Rolle spielen Prognosekriterien?

Zusammenfassung

Entscheidend für die Aufnahme in den Maßregelvollzug gemäß der §§63 und 64 StGB, für die Entlassung aus dem Maßregelvollzug nach § 67 StGB oder für den weiteren Verbleib in der Unterbringung ist in erster Linie die Kriminalprognose des jeweiligen Patienten. Die Frage nach der Kriminalprognose ist somit eine stetig wiederkehrende Problemstellung für den forensisch tätigen Psychiater. Sucht man in der kriminologischen, soziologischen und psychiatrischen Literatur nach Prädiktoren für künftige Delinquenz, so kann man eine Vielzahl von Indikatoren sammeln. Burgess hat 1928 eine der ersten Prognosetafeln veröffentlicht. Bis 1985 ließen sich 11 weitere Prädiktorenlisten finden, die weitgehend unabhängig voneinander entwickelt wurden (Glueck u. Glueck 1950; Mannheim u. Wilkins 1955; Frey 1951; Schiedt 1936; Brückner 1958; Meyer 1959; Hoffmann et al. 1974; Ballard 1963; Dietz 1985; Michigan State 1978; Monahan 1981). Aus diesen Prognosetafeln konnten 31 Items gesammelt werden (Tabelle 1). Der Häufigkeit ihrer Nennungen nach waren „Zahl der Vorstrafen“ und eine „regelmäßige Arbeit“ von fast allen Autoren als gute Indikatoren bei der Vorhersage zukünftiger Kriminalität gesehen worden. Klinische Daten — insbesondere psychische Krankheiten, Alkoholismus oder Drogenmißbrauch — werden sehr viel seltener als Prädiktoren erwähnt.