Zusammenfassung
Nicht immer wurde der kindlichen Entwicklung soviel Gewicht beigemessen wie dies heute der Fall ist. Es sind wenige Jahre her, als Lloyd de Mause erstmals die Geschichte der Kindheit im Westen untersuchte. Was bedeutete es früher, Kind zu sein? Nach de Mause fällt die Antwort nicht sehr positiv aus. Vielmehr sei die Geschichte der Kindheit ein »Alptraum, aus dem wir gerade erst erwachen. Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto unzureichender wird Pflege und Fürsorge für das Kind und desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß Kinder getötet, ausgesetzt, geschlagen, gequält und sexuell mißhandelt wurden« (de Mause 1977, S. 12). So sei der Kindermord bis ins 4. Jahrhundert in Griechenland wie in Rom weder vor dem Gesetz noch in der öffentlichen Meinung als etwas Unrechtes betrachtet worden. Bis ins 13. Jahrhundert war es üblich, die Kinder wegzugeben zu einer Säugamme, ins Kloster, zu Pflegeeltern, oder sie einfach zu Hause der völligen emotionalen Vereinsamung zu überlassen. Später, bis ins 17. Jahrhundert, war die Vorstellung weit verbreitet, das Kind sei zu formen. Man stellte sich vor, das Kind sei wie aus Wachs, Gips oder Lehm und müsse erst in eine Form gebracht werden.
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Krucker, W. (1987). Was Freud sah und übersah. Das naturwissenschaftliche Weltbild seiner Zeit und dessen Einfluß auf die Psychoanalyse. In: Strukturbildende Psychotherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72884-6_1
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