Zusammenfassung
Lange bevor sich die Medizin in ihren diagnostischen und therapeutischen Konzepten naturwissenschaftlicher Erkenntnisse bediente, war sie Erfahrungswissenschaft. Dies belegen zahlreiche Schriften der Medizinhistoriker und allgemeinverständliche Abhandlungen. So verfaßte Hellwig 1715 ein Buch mit dem Titel Geheimer Medi-cus, welcher denen Patienten so wohl Manns- als Weibs-Persohnen, verheyratheten und unverheyratheten, reichen und armen, in allen Maladien und Krankheiten mit allerhand gnugsam approbirten und offt bewährten Teutsch und Lateinischen Recep-ten an die Hand gehet.. In der Vorrede dieses Werkes heißt es:
Zu denen Zeiten, als man in Asia von keinen Medicis und Aerzten etwas wußte, haben die Griechen die löbliche Verordnung gemacht und folgenden Gebrauch gehabt: Nemlich, wann einer ohngefehr eine Probe in der Medicin that und durch dieses oder jenes Kraut oder ander Medicament einen Krancken gesund machte, so mußte er solches auf eine Tafel schreiben und in der Kirchen Dianae zu Epheso ... gleichsam zu einem Gedächtniß und zuverläßigen Nachricht aufhengen, damit man sich ins künfftige in dergleichen Fällen derselben Hülffs-Mittel bedienen könte; und diese nach und nach aufgehängete Tafeln sind auch daselbst unverrückt lange Jahre geblieben. Inzwischen ist es geschehen, daß eilff Jahr nach dem Peloponesischen Krieg der gewaltige Philosophus Hippocrates in einer Insul, Cos genandt, gebohren worden, daher er auch den Nahmen bekommen und Hippocrates Cous zugenahmet worden.
Dieser nun studirete von seinem 14. Jahre an biß in das 35. Jahr, philosophirete und lase in der hohen Schuhl zu Athen, und übertraff mit seiner Gelehrsamkeit alle Philosophos, die daselbst waren: Nechst diesem suchete er auch mit unermuedetem Fleiß nach, daß er einige von andern alten Philosophis von der Medicin geschriebene Bücher möchte finden und derselben habhafft werden, und nachdem es ihm auch hierinnen geglücket, daß er dergleichen bekommen, hat er aus einer sonderlichen Begierde in dieser so edlen als höchst-nothwendigen Kunst etwas mehrers zu erfahren, die Academie oder hohe Schuhl zu Athen verlassen, und 12 gantzer Jahr hin und wieder in unterschiedlichen Königreichen und Ländern herumgezogen, bey allen, welche mit curirung derer Krancken zu thun gehabt und sich darauf beflissen, nachgefraget und geforschet, was sie von der Eigenschafft und Tugenden derer Kräuter und anderer Artzeneyen gewußt, und danebst alle Proben, die sie damit gethan fleißig aufgeschrieben; biß er endlich auch in die obbemeldte Kirchen der Dianae zu Epheso kommen, daselbst alle Tafeln der Medicin so von vielen Jahren her daselbst auf Verordnung waren aufbehalten worden, hinweg genommen, solches alles in eine gehörige Ordnung eingerichtet, und über dieses mit vielen andern Sachen, welche er zeithero gefunden und erfahren, rühmlich vermehret.
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Literatur zur Basisinformation
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Weiterführende Literatur
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Hellwig LC (1715) Geheimer Medicus... Joh. Christ. Stössels Erben, Erfurt
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Jork, K. (1987). Gesundheitsberatung durch Ärzte. In: Jork, K. (eds) Gesundheitsberatung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72880-8_3
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